Die tägliche Funkrunde verbindet Fahrtenyachten
Die deutschsprachige Seglerszene der Karibik trifft sich jeden Morgen um 9 Uhr per Funk. Alles Wissenswerte wird dann ausgetauscht, vor allem der tägliche Wetterbericht.Von Vreni Roth und Jean Pierre Sauvain
Die morgendliche Funkstunde
verpasst Hugo Bangeter nie. Seit Jahren leitet der Schweizer Charterskipper
in der Karibik ein Funknetz für deutschsprachige Crews. Egal, wo er sich
mit seinem 55Fuß Kutter MATAHARI gerade aufhält: Mit seiner starken Radiostation
garantiert Hugo, wie er in der Seglerszene genannt wird, seinen Yachtkollegen
immer einen guten Empfang. Während der Hauptsaison treffen sich jeden Morgen
um 9 Uhr Ortszeit etwa 50 bis 70 Yachtcrews auf der Frequenz 8.140 Kilohertz
vor allem wegen der täglichen Wetterinfos.
Wer sich die Mühe machen
will, kann das Wettergeschehen der Karibik auch über diverse Insel-Radiostationen
mitverfolgen. Auch andere Funknetze, zum Beispiel das Netz "David" um 8.30
Uhr Ortszeit auf der gleichen Frequenz, informieren - allerdings in englischer
Sprache - über das zu erwartende Segelwetter. Dies sind jedoch zumeist kommerzielle
Stationen: Wer hier einchecken will, muss zahlen. Die deutsche Funkrunde
um Netzleiter Hugo besteht dagegen hauptsächlich aus untereinander bekannten
Seglern. Darunter sind viele reviererfahrene Charterskipper, von denen sich
natürlich eine Menge Informationen unterschiedlichster Art erfahren lässt.
Hugo stellt für die tägliche
Funkrunde einen eigenen Wetterbericht zusammen. Via SSB-Funk lädt er Wetterkarten
und Satellitenbilder von verschiedenen Stationen in den USA auf seinen Laptop,
Zudem gibt es auf der MATAHARI ein Satellitentelefon, was Hugo Zugang zum
Internet verschafft. Die Wetterinfos aus diesen Quellen vergleicht er mit
den Wettervorhersagen französischer oder amerikanischer Stationen. Zahlreiche
Stationsmeldungen der am Netz teilnehmenden Jachten ergänzen diese Wetterinfos
zusätzlich. So kann jeder erfahren, wie die Winde wehen auf den Virgins,
Antigua oder Trinidad. Auf Wunsch erstellt Hugo sogar maßgeschneiderte Wetter-
und Routeninfos für ein ganz bestimmtes Gebiet.
Immer mehr Fahrtenyachten sind mit einer SSB-Anlage ausgerüstet. Dadurch sind die Frequenzen stark belegt, und oft ist es auf gut besuchten Ankerplätzen unmöglich, überhaupt eine brauchbare Funkverbindung herzustellen. Zudem stören viele starke Radiostationen Funkkontakte aus dem nördlichen Südamerika auf den sonst günstigen Frequenzen. Wer nicht mit einem leistungsstarken Gerät arbeiten kann, ist schnell weg vom (Funk‑)Fenster. Eine jede Station versucht natürlich, sich zu der gewählten Zeit auf einer bestimmten Frequenz zu behaupten. Hugo schafft es in fließendem Französisch, Englisch und Spanisch, für seine Funkrunde den Kanal sauber zu halten. Unterstützung vom Netz gibt es übrigens auch für die Passage von der Karibik zurück über den Atlantik. Nicht wenige Yachten starten jedes Jahr vor der Hurrikansaison im Mai oder Juni von den nördlichen Windward-Islands aus in Richtung Bermuda - Azoren - Europa. Hugo versorgt Interessenten auch hier mit zuverlässigen Wetterinfos und sorgt so zumindest dafür, dass ein optimaler Start in dieses Gebiet garantiert ist. Leider ist Hugos Kenwood trotz optimaler Antenne am hohen Mast der MATAHARI oft nicht mehr ausreichend. Vermehrt gibt es an der Anlage Ausfälle, vielleicht auch durch die jahrelange, intensive Benutzung. Doch ein harter Kern der Funkrunde hat bereits begonnen, karibikweit unter den Yachties Geld zu sammeln, um dem Netzleiter eine neue, starke Funkanlage anschaffen zu können. jeder, der mag, kann etwas beitragen und an bestimmte Skipper in der Karibik abgeben. Es besteht also die Hoffnung, dass die deutschsprachige Funkrunde mit Netzleiter Hugo auch in Zukunft bestehen bleibt.
Das deutschsprachige Karibiknetz, täglich um 9.00 Uhr Ortszeit auf 8.140 kHz USB: