Tunesien
Ende Januar war dann der Wetterbericht so, dass wir nach Tunesien auslaufen konnten. Für die rund 100 SM brauchten wir rund 24 Stunden und so machten wir um die Mittagszeit am Steg des Yachtklubs von Bizerta fest. Das Einklarieren dauerte den ganzen Nachmittag und war trotz der Hilfe des Klubmanagers sehr umständlich. Bizerta war ein Erlebnis, nicht zuletzt weil wir die einzigen Touristen in der Stadt waren. So konnten wir die Stadt in ihrer Ursprünglichkeit besichtigen und hatten auf den Strassen unsere Ruhe. Alle Leute die von den Touristen lebten waren in der Zeit im Süden des Landes. Ein deutscher Korallentaucher der dort lebte nahm uns auf einige interessante Autotouren ins Landesinnere mit.
Aber bald wurde es uns auch zu nass, zu kalt und zu windig und wir machten uns auf den Weg gen Süden als mal ordentliches Wetter angesagt wurde.
Wir wollten nach Sidi Bou Said einer Marina in der Nähe der Hauptstadt Tunis. Aber unterwegs fanden wir einen neuen Fischerhafen, Porto Farina, der von außen hübsch aussah und über dessen Hafenmole wir auch zwei Yachtmasten sahen. In der Einfahrt saßen wir kurz fest. Sie war versandet. Aber dank unserem Hubkiel war es kein Problem. Ohne den hätte es aber durchaus eines werden können denn der Wind war auflandig und frisch. Die zwei Yachten gehörten einem Engländer und einem Franzosen die schon monatelang da waren. Das Wetter war dort wesentlich besser als in Bizerta, der Hafen gut und neu mit Wasser und allem. Etwa 8 Kilometer entfernt war ein hübsches ursprüngliches Städtchen wo man alles was man zum Essen brauchte kaufen konnte. Man konnte auch sehr preiswert, ich glaube rund 4o DM die Woche, das Schiff herausnehmen lassen um den Unterwasseranstrich zu erneuern. Aber leider gab es keine geeignete Farbe zu kaufen. Die, die die Fischer verwendeten, war mit Quecksilber vergiftet was für ein Stahlschiff tödlich wäre.
So fuhren wir nach 2 Wochen weiter nach Sidi Bou Said. Die Marina dort war total verwahrlost. Aber der Chef des Polizeipostens im Hafen hatte uns ins Herz geschlossen und stellte uns immer einen seiner Leute mit Gewehr als Wache vors Schiff wenn wir es verließen. So konnten wir in aller Ruhe Tunis und die Ruinen von Karthago besichtigen. Sidi Bou Said war auch die Endstation einer süssen altmodischen Vorortbahn die anlässlich irgendwelcher Spiele oder Ausstellung von Deutschland mal gebaut worden war.
Tunis war dann aber schon etwas ganz anderes als Bizerta, auf Schritt und Tritt wurde man angemacht. Und in den Randbezirken des Basars manchmal angegiftet. Hier gäbe es nichts zu kaufen man solle verschwinden. Das wurde aber noch viel schlimmer als wir nach Sousse und Monastir kamen wo es genügend Touristen hatte. In Monastir wurde es dann besser, da waren wir so lange dass man uns kannte. Da hatte man dann im Ort seine Ruhe und man konnte an der Strasse seinen Kaffee trinken ohne dass einem dauernd jemand einen Teppich verkaufen wollte.
Auf dem Wege nach Süden rammten wir mitten in der Nacht ein unbeleuchtetes Fischerboot. Es war eine Neumondnacht mit leichtem Regen. Plötzlich sah ich es im Schein der rot/grünen Buglaterne quer vor dem Bug. Bevor ich etwas unternehmen konnte hat es schon gekracht. Es war ein ca. 8 m langes Fischerboot ohne Kajüte mit Dieselmotor. Die Fischer hatten sich, solange sie die Netze ausgelegt hatten, neben den warmen Motor schlafen gelegt. Sie kamen genau so verdattert hervorgeschossen wie wir es waren. Passiert war an beiden Booten nichts, zum Glück waren wir mangels Wind nicht schnell gewesen.
In Kélibia wo wir am anderen Tag einliefen lernten wir mehr vom Leben der Fischer kennen. Die haben im Winter ein hartes Leben. Arm wie sie sind habe sie kaum Ölzeug oder Regenkleidung und schützen sich wie so gut es eben geht mit Plastikplanen. Dass es irgendwo Länder gibt in denen sogar die Fischerboote nachts beleuchtet sind konnten sie kaum glauben. Vor allem auch weil dann ja die Kollegen wüssten wo ihre Fischgründe seien.
Die tunesischen Gewässer sind, vielleicht heißt es heute auch waren, sehr fischreich. Vor allem im Gegensatz zu den italienischen. Das lockte natürlich viele Fischer aus Italien an. Sehr oft kostet sie das aber auch Boot und Ausrüstung. Die tunesischen Behörden sind da mit der Beschlagnahme nicht zimperlich. An fast allen größeren Fischerbooten die ich dort sah war unter der Farbe noch die italienische Registriernummer zu erkennen.
In Kélibia lernten wir auch Mohammed kennen der etwas deutsch sprach und alle Yachten anmachte um zu einem Drink zu kommen. Wie es meist so läuft lernt man die netten und interessanten Leute nicht direkt kennen weil sie zu zurückhaltend sind. So wurden wir durch Mohammed öfter in das Haus einer Fischerfamilie zum essen eingeladen und lernten dort viel von den Sitten und Gebräuchen. Zum Beispiel auch wie man selbst Suppe mit den Fingern isst.
Ist ganz einfach man tunkt sie mit Brot aus. Im Gegenzug haben wir dem Hausherren, auch ein Fischer, den Weg zu vielen entfernteren Fischgründen gezeigt. Mit unseren Seekarten konnten wir ja die Richtung und Entfernung zu den Bänken festlegen. Er hatte einen Kompass und Uhr und kannte die Geschwindigkeit seines Bootes. Seine Frau konnte lesen und schreiben und er musste es dann auswendig lernen. Es geht also alles. Von Trapani aus haben wir ihm dann unsere Seekarten durch eine Touristenfamilie geschickt.
In Monastir, unserem nächsten Hafen, war die Marina noch im Bau. Die Molen und Stege waren fertig und es gab Wasser. Der Bauleiter, ein Franzose, hatte ein Herz für arme Yachties und extra eine provisorische Wasserleitung gelegt. Und da die Marina erst im Bau war kostete sie noch nichts. Drum waren auch genügend Yachten da. Geld hatten wir ja alle keines.
Die Lebensmittel waren billig selbst der Alkohol. Es war aber so zeitaufwendig welchen zu kaufen dass wir es nach dem ersten mal bleiben ließen. Am Sonntag und dem Tag davor war der Alkoholladen bzw. die Abteilung geschlossen. Und da die Mohamedaner ja am Freitag ihren Sonntag haben fiel der und Donnerstag auch aus. Blieben noch Montag bis Mittwoch. Das Flaschenpfand war ziemlich hoch so brachte jeder der eine am Strand fand sie zurück. Und bei dem landesüblichen Tempo dauerte das halt.
Aber Tunesien im Winter ist nicht das gelbe vom Ei. Es stürmt fast dauernd und der Wind bringt soviel Dreck mit sich dass ich den Sinn der ursprünglichen, landesüblichen Bekleidung schnell verstand.
So machten wir mit Sabine ab dass sie in den Osterferien nach Sizilien kommen sollte. Wir segelten drum Ende März direkt nach Trapani an der Nordwest Ecke Siziliens.