Die zweite Yacht


So sind wir in den nächsten Jahren die ganzen Yugoslawische Küste bis hinunter nach Kotor mehrmals auf und abgesegelt. In einem Jahr haben wir auch zusammen mit Evi und Georg in Griechenland eine Yacht gechartert. Nochmals einen so weiten Bootstransport wollten wir nicht machen.

Irgendwann kam dann der Wunsch nach einem großen Schiff auf. Dieses wollte ich von Grund auf selber bauen. Als vorsichtiger Mensch kaufte ich mir aber zuerst eine Kunststoffschale um überhaupt zu wissen was da auf mich zu kommen würde. Ein Rat den ich jedem geben könnte der so etwas vorhat. Wie viele kenne ich die viel Geld und viele Jahre ihres Lebens vertun und das Schiff dann doch nicht fertig bauen. Oder wenn sie es fertig gebaut haben erst sehen auf was sie sich da einließen und es nicht nutzen. Erstaunlicherweise kenne ich keinen der handwerklich so schlecht baute dass sein Schiff gar nicht gebrauchsfähig war. Wohl aber einige die mangels Erfahrung viel Mist machten. Das ist jetzt etwas besser geworden da mittlerweile jeder doch schon mal auf einem Charterschiff mitgesegelt ist und so etwas Ahnung hat. Ich traf aber im Mittelmeer viele Segler die sich ein Schiff bauten ohne je etwas größeres als ein Schlauchboot gefahren zu haben. Zu Hause hatten sie Hab und Gut verkauft. Nur um dann festzustellen dass sie sich alles ganz anders vorgestellt haben. Auf diese Art haben viele, die es sich leisten konnten, in Spanien ein Haus gekauft die eigentlich um die Welt segeln wollten.

Doch zurück zu meiner 2. Yacht. Am Starnberger baute eine kleine Werft was ich mir so vorstellte, und leisten konnte. Denn mittlerweile hatte mich das Leben auf dem Wasser so im Griff dass mir nur eine Reise im Urlaub nicht mehr genügte. Da man ja aber von etwas leben musste wurde eisern gespart um ein Kapital zu bilden von dessen Zinsen wir leben konnten. Da sich das natürlich über Jahre hinzog machten wir nicht den Fehler und arbeiteten nur noch.

Das Schiff war das größte und schwerste das man noch trailern konnte. Und dies auch nur mit einem 6 Zylinder Mercedes mit Sondergenehmigung. Da durfte man dann 1.900 kg anhängen. Und selbst das reichte noch nicht man konnte es nur ohne Ballast transportieren. Diesen musste man extra transportieren oder am Ausgangshafen besorgen. Was eine Mordsschinderei war. Eine Tonne kompakten Schrott zu leihen oder zu kaufen. Diesen im Kofferraum an den Steg zu bringen und in den Hohlkiel zu packen. Und nach der Seereise natürlich alles wieder andersrum. Das Fahren mit so einem Gespann war ein Kapitel für sich. Der Schwerpunkt war sehr hoch ohne Ballast. Dazu 9 m lang und 2.5 m breit. Sowie es etwas bergab ging musste man auf ca. 60 km/h runtergehen damit das Ganze nicht ins Schlingern kam. Schnellfahrende hohe Lastzüge waren der reine Horror. Vor allem noch in Tunnels wie etwa um Genua.

Der Schiffstyp und die Werft hieß Tirenia. Man hatte, wie damals üblich, sehr viel beim Nachbarn abgespickt. Der Nachbar war die Werft,die die " Solveigh" von Rollo Gebhard baute mit der dieser mehrmals um die Welt segelte. Der, und vor allem der Österreicher Wolfgang Hausner waren damals so meine Vorbilder.

Dort kaufte ich dann eine Schale, segelfertig ohne Innenausbau. Und natürlich ohne Seereling etc. Also nur leerer Rumpf und Mast und Segel.

Ich pachtete den Dreschschuppen der Gemeinde und baute darin das Schiff aus. Zu meinem Glück fackelten ihn spielende Kinder erst ein paar Jahr später ab. Denn eine Kaskoversicherung hatte ich ja nicht. Die vergleichsweise billige Haftpflicht dagegen immer.

Das Schiff baute ich auf seinem Hänger aus. Und um ja nicht zu schwer zu bauen ging ich damit mehrmals zu Hohner in Trossingen auf die Waage. Noch einige Jahre zuvor wurde man mit einem Schiff am Haken bei jeder Polizeikontrolle durchgewinkt. Die wussten damals selber nicht Bescheid. Auf meinen Landreisen mit " Sabibi", so wurde sie getauft, wurde ich oft angehalten. Einmal sogar auf der Elbbrücke bei Hamburg auf der Autobahn. Ein Polizist stieg an Bord und ließ uns erst weiterfahren als er sich überzeugt hatte dass der Hohlkiel leer war.

Das 1. Jahr segelten wir damit nur am Bodensee dort hatte ich mittlerweile einen Hafenplatz in Wallhausen, vis a vis von Überlingen. Die Zeiten wo ein paar Eimer von Beton als Mooring reichten waren mittlerweile vorbei. Obwohl damals viele neue Häfen gebaut wurden besteht, seit die Bojen verboten wurden, ein starker Liegeplatzmangel.

Im nächsten Jahr, 1973, ging es dann wieder ans Mittelmeer. wir wollten von Italien, Sestri Levante, aus eine Runde um Korsika segeln. Es war die erste Segelreise die unsere Tochter Sabine mitsegelte. Am Bodensee war sie dabei seit sie 3 Wochen alt war. Auf eine größere und natürlich anstrengendere Reise haben wir sie aber vorher nie mitgenommen. Vielleicht hängt es damit zusammen dass sie heute immer noch segelt. Meist tun das ja die Kinder begeisterter Segler nicht.

Der Törn wäre um ein Haar zwischen Ulm und Augsburg unrühmlich zu Ende gewesen. Da kam mir das Gespann so ins schlingern dass ich es nur mit Gewaltbremsung zum Halten bringen konnte. Dazu trat ich jedes Mal wenn es mal gerade war voll auf die Bremse. Zum Schluss stand ich auf einer 3 spurigen zu Glück gerade leeren Autobahn schräg auf der mittleren Fahrbahn. Die Spindeln der Stützen waren verbogen und Sabibi hing mit 45 Grad "Krängung" auf dem Hänger. Ab dort musste ich nie mehr auf den Tachometer sehen beim Schiffstransport. Das besorgten Frau und Tochter. Die Tochter brüllte wie am Spieß, wir dachten sie hätte den Kopf angeschlagen. Aber weit gefehlt, sie meinte nun kämen wir nicht mehr ans Meer. Ein ADAC-Straßenwachtmann schloss uns dann eine Bauausfahrt auf und ich stützte das Schiff mit herumliegenden Balken ab. Baute die Gewindespindeln aus und sucht eine Schmiede. Dort wurden sie dann im Feuer gerade gerichtet und die Gewinden nachgefeilt.

Zwei Stunden später und eine Kiste Bier ärmer waren wir wieder unterwegs. Wir mussten den Umweg über den Brenner machen weil uns die Schweizer wegen Überbreite nicht ins Land ließen. Obwohl ich es in Konstanz an allen 3 mir bekannten Grenzübergängen probiert habe. Auch die Schweiz hat ein Nord/Süd Gefälle. Und was in Konstanz unmöglich war bereitete in Chiasso auf der Rückreise nicht die geringste Mühe.

Der Törn verlief recht gut und war sehr schön. So kam ich also doch noch auf eigenem Kiel und überhaupt nach Korsika.

Da damals Baden/Württemberg im Schulferienturnus ganz nach hinten rutschte sind wir die nächsten 3 Jahre dann immer in die Ostsee gefahren. Mittelmeer im August ist es ja nur heiß und voll und hat keinen Wind

So richtig an das segeln größerer Strecken kamen wir dann erst in der Ostsee wo es immer Wind hatte. Da Dänemark immer so voll war sind wir immer direkt Travemünde - Bornholm gesegelt. Die paar dänischer Segler hätten ja nicht gestört aber die vielen deutschen. Die paar mal wo wir doch in dänischen Häfen waren musste ich immer die Geduld der dänischen Hafenmeister bewundern. Und die mangelnde Seemannschaft der deutschen Segler dort. Mein ganzes Seglerleben lang wurde einem von der "Yacht" eingebläut richtig gesegelt wird nur in Nord und Ostsee. Wenn man einen Segelschein machen wollte so wurden einem die Seemeilen am Mittelmeer fast nicht angerechnet. Und dann diese Enttäuschung. Je weiter man nach Norden kam desto schöner wurde es immer. In einem Jahr war mal ein Engpass in der Versorgung mit Papier. So konnte ich meinen Chef überreden mir zusätzlich zu meinem Jahresurlaub noch 4 Wochen unbezahlten Urlaub zu geben. Denn wenn kein Papier da ist kann man ja auch keines verkaufen. Da hat es dann zu einem Törn über Gotland bis zu den Aland Inseln gereicht. In Gotland hatten wir uns mal mit einem schwedischen Segler, einem Bäckermeister, aus Stockholm angefreundet. Der wollte uns unbedingt mit nach Gotska Sandön mitnehmen. Einer laut ihm wunderschönen Insel die aber Militärgebiet und deshalb für Ausländer verboten war. Eine schwedische Flagge wollte er uns leihen und wenn Schweden in der Nähe wären sollten wir halt den Mund halten. Das war uns aber doch zu gefährlich. Jahre vorher hatten wir nämlich schon mal Ärger. Bei einem Campingurlaub in einer wunderschönen Bucht kam plötzlich die Polizei und verjagte uns. Dies sei militärischer Sperrgebiet. Auf meine Frage, warum es dann nicht als solches gezeichnet sei, sagte man mir dazu sei es zu geheim!

Die Rückreise machten wir dann immer entlang der Küste durch die Schären. Die Schärenfahrwasser waren damals noch betont und mit den exzellenten schwedischen Sportbootskarten problemlos zu befahren. Bei dem gegen Ende des Urlaubs ja immer auftretenden Westwind war das so am besten.