Guatemala
Was mir am Lighthouse Riff nicht gefiel war dass man dort nicht fischen durfte weil das Atoll als Naturpark läuft und nur dem Tourismus Kommerz dient. So gesehen gefielen mir die venezolanischen Aves besser. Auch war man dort wirklich allein und hatte nicht dauernd jede Menge Speedboote mit Tauchern. In ganz Belize war das Fischen mit Harpune verboten aber mit einem Handspeer erlaubt. Ich habe mich daran gehalten aber immer gefunden dass das eigentlich großer Quatsch ist. Mit einem Handspeer verletzt man viele Fische weil sie sich wieder losreißen und dann an ihren Verletzungen eingehen. Mit einer richtigen Harpune fast nie. Zumindest wenn man nicht nur schießen sondern auch treffen kann.
Aber mittlerweile war es Mitte Juli und Hurrican Saison. So blieben wir nicht zu lange dort sondern kamen im Winter zusammen mit Sabine wieder. Dabei lotsten wir das Schiff auch in Dinghy Abstand zum Blue Hole, eines kreisrunden tiefen Loches. Dieses ist so rund 25 m tief und das umliegende Gebiet weniger als 5 m. Dadurch wirkt es von außen, vor allem vom Flugzeug aus, wie ein großen blaues Auge denn das flache Wasser drum rum ist türkisgrün. Die Experten sind sich nicht sicher ob da mal eine Höhle eingebrochen ist oder ob es ein Meteoriten Einschlag war.
Sabine und ich tauchten soweit runter wie es ohne Tauchgerät eben ging. Als wir zum Schiff zurückkamen hatten wir Besuch an Bord. Ein Pelikan hatte sich an Deck niedergelassen und war fast zahm. Er ließ sich aus größter Nähe fotografieren und blieb einigen Stunden da. Auch fuhr er mit solange wir uns wieder den Weg aus dem Riff suchten. Als er uns dann verließ meinte er unbedingt durch die Seereling schlüpfen und dann ins Wasser hüpfen zu müssen anstelle von Deck aus zu starten.
Aber zunächst mal war schon Hurrican Saison und über dem Festland gab es jede Nacht starke Gewitter. In der Sapodilla Lagune hatten wir dann mal ein Gewitter das dauerte die ganze Nacht. Bevor ein Blitz zu Ende war folgte schon der nächste man hätte also dabei Zeitung lesen können.
So klarierten wir also in Big Creek, einem Bananenhafen an einem Fluss, beim Zoll aus nachdem wir in Dangriga bei der Immigration waren. Dann machten wir uns gemütlich auf den Weg nach Guatemala. Dass wir für die paar Meilen nach Livingston eine Woche brauchten kümmerte weder uns noch die dortigen Behörden.
Livingston ist für Yachten der einzige Einkarierungshafen auf der Atlantikseite. Es liegt an der Mündung des Rio Dolce der aus dem Lago Izabal kommt und als Hurrican sicher gilt. Die Mündung ist sehr breit und flach sodass Yachten mit größerem Tiefgang gekrängt über die Barre geschleppt werden müssen. Dahinter hat es dann wieder Wasser genug. Livingston ist auch nicht an das Straßennetz angebunden. Alles was gebraucht wird wird mit Pontons aus Puerto Barrios gebracht.
Die Behörden, Immigration, Zoll und Hafenmeister kommen an Bord und sammeln die Papiere ein die man dann fertig ausgefüllt wieder abholen muss. Für diesen Dienst von dem man ja nichts hat weil man hinterher die einzelnen Dienststellen sowieso suchen muss wird man zur Kasse gebeten. Davon abgesehen sind alle nett und kümmern sich um nichts. Wenn man nach 3 Monaten eigentlich ausreisen und frisch einreisen müsste reist man nur auf dem Papier aus und nach 3 Tagen wieder ein. Bleibt aber vor Anker liegen.
Der Rio Dolce läuft tief eingeschnitten durch das Küstengebirge ehe er sich zum Golfete und später zu Lago erweitert. Der Durchbruch nimmt es an Schönheit mit dem oberen Donautal oder verschiedenen französischen Schluchten durchaus auf. Die Strömung ist nicht zu stark und das Wasser meist bis an die Felsen tief. Kurz vor dem Golfete gibt es sogar heiße Schwefelquellen am Ufer in die man sich zur Gaudi oder gegen Rheumatismus hineinsetzen kann.
Zwischen Golfete und Lago wird es wieder flussähnlich aber breit und flach. Dort liegt Fronteras der Versorgungsort in dem es fast alles gibt und der über eine hohe Brücke und Strasse mit dem Rest der Welt verbunden ist. Wie überall in Südamerika gibt es ein gutes Busnetz mit z.B. täglich 5 Bussen zur Hauptstadt Guatemala City so etwa 200 km entfernt.
Wo der Rio aus dem Lago Izabal kommt ist noch ein hübsches, restauriertes Fort der Spanier. Die benutzten den Lago damals als Sammelplatz für die Geleitzüge der Goldschiffe zurück nach Spanien. Der Golfete ist etwa so groß wie bei am Bodensee der Untersee, der Lago wie der Obersee. Er ist auch ähnlich mit den Bergen im Hintergrund nur sind die Ufer mit nur drei Dörfern kaum bewohnt. Also Natur pur. Der See ist nur maximal 15 Meter tief sodass man eigentlich überall ankern kann. Nachts und morgens ist es immer windstill, nachmittags setzt sich dann immer ein kräftiger Ostwind, der Passat, durch. Es gibt einige auch mit der Yacht befahrbare Zuflüsse und unendlich viele die mit dem Dinghy zu befahren sind. Was man dagegen nirgends findet ist so etwas wie ein Wanderweg. Man kann nur der Strasse entlang entweder in die eine oder andere Richtung laufen. Wie sehr mir der Auslauf fehlte fiel mir erst dort auf.
Das Wasser ist ja Süßwasser und auch warm leider hat es keine Sichtweite was ja bei dem vielen Regen der dort in der Regenzeit in den Bergen fällt kein Wunder ist. Denn regnen kann es dort so stark wie man es sich kaum vorstellen kann.
Wir verbrachten 2 Hurrican Saisonen dort. Leider war in der 2. die Kriminalität extrem gestiegen. Im ersten Jahr konnte man überall wo man wollte ankern und war sicher. Da wurden nur in und vor den Marinas um Fronteras gelegentlich Außenbordmotore geklaut. Was ja in der Karibik fast schon normal ist. Das sah leider schon ein Jahr später ganz anders aus. Da wurden selbst ganze Ansammlungen von ankernden Yachten eine nach der anderen überfallen und ausgeraubt. Allgemein hat man ja immer geglaubt dass man nur gefährdet ist wenn man allein irgendwo ankert.
Es wurden auch viele Yachten in Fahrt, vor allem im Golfete auf dem Weg zu Meer überfallen. Meist Einhandsegler, die muss irgendwer den Räubern avisiert haben. Als wir dann den Fluss endgültig verließen gingen wir in der Nacht anker auf und fuhren ohne Licht. Nur wenn ein anderes Boot kam zeigten wir eine Taschenlampe wie es alle einheimischen Boote machen. So konnte man nicht erkennen ob es eine Yacht oder eines der vielen kleinen Boote war.
Zusätzlich hatten wir noch Molotow Cocktails bereit. Schon das modernere System, bestehend aus einer mit Benzin gefüllten Plastikflasche und einem mit Tape daran befestigten Rotfeuer. So hätte man im Bedarfsfall nur den Knopf des Rotfeuers einschlagen und das Geschoss werfen müssen. Denn das alte System mit Glasflasche und außen angebrachter Zündfackel funktioniert ja nur wenn die Flasche zerbricht. Die Räuber hatten aber sicher zur Tarnung ein Fischernetz im Boot liegen. Da hätte dann jemand mit Geistesgegenwart die Bombe zurückwerfen können. Auf unserem Stahlschiff wäre sie dann garantiert zerbrochen
Aber zum Glück brauchten wir das alles nicht und kamen ohne Probleme und als eine der wenigen Yachten ohne Ärger raus. Die Polizei tat so gut wie nichts selbst als die Besitzer der verschiedenen Marinas ihr Benzin und Scheinwerfer etc zur Verfügung stellte. Im Gegenteil sie machte verstärkt Kontrollen auf Yachten und suchten nach illegalen Waffen. Denn Waffen mussten während des Aufenthaltes abgegeben werden. Ein paar Jahre vorher als die Kriminalität auch anstieg wurden die Waffen ganz schnell zurückgegeben die ordnungsgemäß abgegeben worden waren. Daraufhin sei ganz schnell Schluss mit den Überfällen gewesen.
Aber auch die normalen Touristen kamen nicht ungeschoren davon. Einmal z.B. wurde ein Bus überfallen der über den Lago zu den Ausgrabungen nach Tikal fuhr. Alle, einschließlich Fahrer, mussten sich bis auf die Unterhosen ausziehen und die Räuber fuhren mit den Kleidern und dem Bus davon. Ein paar Kilometer weiter wurde dann alles was sie nicht mitnehmen wollten und auch der Bus abgefackelt.
Diese Vorfälle waren sehr schade denn das Land ist schön und die meisten Einwohner freundlich und hilfsbreit. Es gibt fast alles günstig zu kaufen. Das heißt günstig war es nur für uns bei den Hungerlöhnen die das einfache Volk dort verdient war es für die Einheimischen sehr teuer. Denn der Taglohn eines Arbeiters betrug etwa 1,5 US$. Dafür konnte er gerade 3 Flaschen Bier kaufen und die nur im Laden. Ganz Guatemala gehört 40 Familien und amerikanischen Konzernen. Also Kapitalismus pur.
Die Indios die nicht in das Ausbeutungssystem passten weil sie autark und bedürfnislos waren wurden kaum 10 Jahre vorher von der Armee systematisch ausgerottet oder vertrieben. Die Dörfer wurden dabei niedergebrannt und wer nicht spurte wurde erschossen und verbrannt. Diejenigen die davonkamen und nach Mexiko geflohen waren kamen in den Jahren als wir dort waren sehr zögerlich wieder zurück. Obwohl die ganze Sauerei bekannt war wurde vom Militär niemand betraft.
Von einem Segler mit dem wir im Mittelmeer viel zusammen waren wussten wir dass er in Guatemala leben würde. Als wir einen deutschen Segler der dort schon ewig lebt nach Didi fragten riet er uns niemanden zu sagen dass wir mal mit ihm befreundet waren. Als seine Rosi ihm dort entlief um sich an der Pazifikküste als Künstlerin niederzulassen kam er total unter die Räder.
Zuerst wurde er erwischt wie er einen erschossenen Amerikaner im Golfete entsorgte. Wie alles in seinem Leben machte er es nicht ganz richtig und die Leiche kam wieder hoch. Er hatte ihn zwar nicht erschossen aber seine Freiheit kostete ihn sein Schiff für Rechtsanwälte, Bestechung usw. Zum Schluss war er der Trunkenbold von Fronteras und schlief am Straßenrand bis er irgendwann mal mit einer kleinen Yacht die er gestohlen hatte verschwand.
Viele kommen aber schon als Kriminelle dort an weil es z.B. mit Deutschland kein Auslieferungsabkommen gibt.