ein neuer alter Motor - St. Maarten

 

Über einen neuen Motor hatte ich mir so etwa ein Dutzend Angebote eingeholt. Am günstigsten wäre ein Perkins von Derek in St. Lucia gewesen, gefolgt von Emke in Curacao. Die Händler in Martinique wären fast doppelt so teuer. Da ich den alten Motor praktisch nie mit Vollgas gefahren war überlegte ich mir auch einen kleineren mit nur so rund 25 PS einzubauen. Da hätte ich dann aber wieder eine kleinere Schraube gebraucht usw.

Kurz ich war meist damit beschäftigt. Faxe hierhin und Faxe dahin und mit dem Fahrrad auf die Schrottplätze. Interessant in dem Zusammenhang war dass der ganzen hochgerühmte technische Fortschritt sich nur so etwa im 10 % Bereich bewegte. Der alte OM 636 wurde ich den 30er Jahren konstruiert. Die ganzen neuen in dem PS Bereich kamen alle aus Japan, zumindest die Basismotore. Sie waren nur so etwa um die erwähnten 10% leichter, sparsamer etc.

Meine Frau wollte wieder mal nach Deutschland und hatte auch diverse Wehwehchen. Drum flog sie Mitte März hin. In der Zeit lagen wir in Fort de France und hatten Kontakt mit Wolfgang. Dieser hatte die "Seawolfe" einen großen Hochseeschlepper. Dieser schleppte früher mal mit 25 Mann Besatzung Bohrinseln und ähnliches um die halbe Welt. Wolfgang fuhr dieses Ungetüm zusammen mit seiner Freundin Mathilde und 2 Negermädchen aus Domenica allein.

Er hatte in F.d.F. freies Liegen weil es dort überhaupt keinen Schlepper gab. In einem Seenotfall hätte er eine Besatzung aus den Hafenlotsen zusammengestellt. Er hatte damals gerade einen Schleppauftrag und Mathilde war auch in Deutschland, so fuhr ich mit. Wenn man so will als Steuermann. Wir mussten ein U-Boot von St. Pierre nach F.d.F. schleppen. Dort musste es von den Behörden abgenommen werden bevor es mit Touristen zu den Wracks vor St. Pierre tauchen konnte. Um aus eigener Kraft so weit zu fahren hätte man extra den Generatorsatz nach F.d.F. transportieren müssen um dort die Batterien für die Rückfahrt wieder aufzuladen. Das wäre teurer gekommen als die Schleppfahrt.

Wolfgang war vorher mit einem ausgemusterten Seenotkreuzer in Martinique gelegen. Den konnte er dann gut an ein Schifffahrtsmuseum verkaufen und kaufte sich dafür den "Seawolfe". Da er gute Kontakte zur Berufsschifffahrt hatte ließ er sich seine Ausrüstung und Material immer in Containern von Deutschland bringen.

Meine Frau hatte per Zufall in DL einen gleichen Motor gefunden wie ich eingebaut hatte. Den kannte ich sogar, er gehörte einem Freund. Ich wusste dass er nur wenig gelaufen und gut war, hatte aber erst Bedenken dass er durch die lange Lagerung Schaden genommen haben könnte. Aber ich vertraute darauf dass Freund Herrmann ein sorgfältiger Mensch ist und ihn gut konserviert haben würde.

Den Motor sollte meine Frau nach Hamburg schicken damit er in einem der Container zur "Seawolfe" mitkäme. Der war dann aber leider schon weg. Obwohl ich ihr zwei Reedereien nannte die einen regelmäßigen und schnellen Dienst nach Martinique hatten gab sie ihn bei einer x-beliebigen auf. Dadurch kam der Motor nach Miami und blieb dort liegen bis irgendwann mal ein Container nach Martinique voll sein würde. Auf dieser Strecke läuft aber fast gar nichts.

Da ich ja keine Adresse hatte war der Motor zur Abholung im Hafen adressiert. Und in so einem Riesenhafen war mir klar würde ich ihn nie mehr finden wenn er nicht sofort abgeholt werden würde. Zumal ja überhaupt nicht klar war bei wem und durch wen er dort ankommen würde. Ich hing also monatelang in F.d.F. rum und war jeden Tag im Hafen und wurde dort bekannt wie ein bunter Hund. Als er endlich angekommen war sagte mir das dann schon der Pförtner.

Daraufhin fuhr ich mit meinem Schiff zwischen den Frachtern an den Kai und ließ ihn mit einem Gabelstapler hinbringen. Mit einem Flaschenzug am Baum hievte ich ihn dann an Bord, alles allein.

Eingebaut habe ich ihn dann vor Anker in der Anse Mitan. Ich musste nur noch die Marinisierungs Teile vom alten Motor anbauen denn es war ja ein LKW-Motor gewesen. Irgendwann war er dann drin und lief. Da ging ein Geheule los und ich glaubte er hätte durch die Lagerung doch Schaden genommen. Wie war ich froh als ich merkte dass das Geheule von einem Jumbo der Air France stammte der an diesem Tag direkt über uns anflog.

Mitte Juli kam meine Frau wieder und wir gingen ins Hurrican Quartier nach Carriacoo-Grenada wo wir bis Anfang Dezember blieben. Dann wieder Weihnacht in St. Anne wo wir mit Unterbrechungen bis Ende März blieben bevor wir nach Trinidad starteten. Dort kamen wir Anfang Mai an und bekamen bald einen Platz bei Powerboat an Land. Das Unterwasserschiff musste wieder mal gestrichen werden.

Nachdem wir wieder im Wasser waren, waren wir dauernd auf den Inseln in der Boca del Dragon unterwegs. Gleich um die Ecke gab es die Scotland Bay. Sie ist von Urwald umgeben in dem es viele Affen gibt. Die Scotlandbay war früher bei den Amerikanern ein Dschungel Trainingscamp. Was lag also näher als das wir sagten das wären gar keine Affen sondern verwilderte Amerikaner.

Dann gab es da Chacachacare die größte Insel. Darauf ist ein Leuchtturm und früher war sie Leprakolonie. Diese wurde einige Jahre vorher offensichtlich ganz überstürzt aufgegeben. Es lag buchstäblich alles noch rum. Von Medikamenten über Krankenblättern bis zum Werkzeug im Generatorhaus und Fährstation.

Sie lag um eine große Bucht. Auf der einen Seite waren die Kranken- und Wohnhäuser der Patienten, auf der anderen die Schwesternheime. Im Scheitel der Bucht war der Anleger des Leuchtturms. Der war hoch oben auf dem Berg und die Leuchtturmwärter hatten ein altes Auto zum Transport. Es wurde dort in 2 Schichten gearbeitet je eine Woche lang. Beide bestanden aus einem Inder der die Verantwortung trug und einem Neger der arbeiten musste. Meist waren sie aber beide beim angeln. Die Fische wurden eingesalzen und getrocknet und heimgenommen. Von denen haben wir einige Rezepte gelernt, wie Currymango.

Fische gab es auch zum Jagen genug. Dazu musste man aber meist früh aufstehen und vor Sonnenaufgang schon im Wasser sein. Es gab an einer Stelle sehr große Schnapper. Tagsüber hielten sie sich für mich unerreichbar tief auf. Aber bei Sonnenaufgang konnte man sie noch in etwa 10 m Tiefe erwischen. Man musste aber beim ersten Schuss getroffen haben denn dann tauchten sie alle ab.

Auch sonst gab es alles wie Schildkröten und Leguane. Speziell an einem Platz fraßen die Schildkröten immer die Mangoschalen im Wasser und was an Land trieb holte ein großer Leguan. Der war aber sehr scheu man konnte ihn nur durch das Kajütfenster beobachten. Yachten gab es bei unserem ersten Aufenthalt dort nicht viele. Zum Einkaufen fuhren wir meist mit dem Dinghy nach Trinidad denn dort war es ehr schwierig zu ankern. Außerdem war es viel Arbeit denn man musste in Chacachacare   mit Landleinen ankern weil der Grund überall steil abfiel. Über so eine Landleine kamen dann auch mal gleich 2 Ratten an Bord.

In den Schwesterheimen war ein großer Saal der bis auf die Fenster gut erhalten war. Da konnte man prima Segel reparieren oder Rettungsinseln warten. Wir haben da in tagelanger Arbeit mit einer Handnähmaschine allen Segeln eine dritte Naht verpasst und sie so noch ein paar Jahre länger benutzen zu können. Ebenso die Rettungsinsel aufgeblasen, kontrolliert und ein paar Tage stehen gelassen. Natürlich mit einem Kompressor nicht mit der Co-Flasche. Bei dieser muss man nur das Gewicht messen ob sie noch voll ist. Dazu nahmen wir sie extra mit in einen Supermarkt mit moderner Waage. Die Rettungsinsel fuhr ich immer unter Deck damit wirklich kein Wasser eindrang. Ferner ließ ich mir keinen Notvorrat einpacken weil in diesem z.B. die Taschenlampenbatterien auslaufen würden und einen dadurch zwingen den wie ich finde überteuerten Wartungsservice bzw. Intervalle einzuhalten.

Wie üblich übertrieben natürlich manche Yachtis. So riss ein Franzose den Teakholzboden der Kirche heraus und machte daraus ein neues Teakdeck. Gelegentlich kontrollierte mal die Coast Guard und am Wochenende kamen meist ein paar Motorboote zum fischen. Aber sonst hatte man seine Ruhe denn die meisten Trinis hatten Angst vor der Lepra. Ein paar Jahre später kamen aber gelegentlich Venezolaner herüber, es sind nur 3 SM, und überfielen einige Yachten.

Als unsere 3 Monate im August um waren gingen wir nach Grenada das war einfacher als verlängern. Aber Mitte Oktober wieder nach Tobago. Dies umsegelten wir gemütlich in 4 Wochen. Die Ankerplätze waren aber alle sehr rollig. Obwohl wir am ausgebaumten Baum und Spinnakerbaum Rollstopper ausbrachten war das Schiff nie ruhig. Die Stopper waren Sperrholzbretter an 3 Punkten aufgehängt und an einer Seite beschwert. Diese tauchten wenn das Schiff nach dieser Seite krängte unter und stellten sich quer wenn es wieder hochkam. Auch ankerten wir öfter "quer" d.h. an die Ankerkette wurde ein Tau geknotet das ans Heck führte. Dadurch lag dann das Schiff zwar quer zum Wind aber mit dem Bug in den Wellen. Aber irgendwann war es uns zu dumm und wir gingen nach Trinidad bevor wir wieder nach Grenada und Carriacoo gingen. Dort verbrachten wir Weihnachten und segelten in der 1. Januarwoche wieder nach Martinique.

1995 hatten die Hurricans Louis und Marilyne St. Maarten und die Virgin Islands verwüstet. Ich ging damals mit der Idee schwanger mir eine Rollreffanlage zuzulegen und dachte dass bei so vielen zerstörten Yachten eine billig aufzutreiben sein müsste. Als ich dort war sah ich aber dann gleich das Masten und auch Rollreffs das erste waren was beschädigt wurde wenn die Yachten in Knäueln an Land trieben.

So kaufte ich außer diversem Kleinkram nur gebrauchte Segel und Luken dort, sowie einen neuen GPS von Garmin und ein UKW-Funkgerät. Mein schönes von Curacao hatte ich durch eigene Dummheit kaputtgemacht. Als ich mal bei sehr viel Wind die Batterie vom Bordnetz trennten hat der laufende Windgenerator alle eingeschalteten Geräte verbrannt, die Spannung ist ja dann sehr hoch. Den Grundig Satellit hat Kaktusgünther wieder hingekriegt. Das UKW-Gerät mangels Schaltplan nicht.

Die Verheerungen durch die beiden Hurricans waren enorm. Diese zwei zogen in ganz kurzem Abstand drüber. Die Simpson Lagune ist zwar ganz zu aber sehr groß. Die holländischen Hafenbehörden hatten angeordnet dass im Luv die Yachten und im Lee die Berufsschiffe ankern sollten. Aber der Hurrican änderte seine Bahn etwas so dass die Berufsschiffe vor den Yachten lagen weil der Wind genau von der anderen Seite kam. Und als sich die meisten losrissen pflügten sie durch die Yachten und zerstörten alles was ihnen in den Weg kam. Obwohl schon viele Wracks entsorgt waren, auf Pontons geladen und im tiefen Wasser versenkt, war die Lagune noch voll von untergegangenen Yachten. Kenntlich gemacht waren sie durch darangebundene Fender.

Interessant waren auch die Unterschiede zwischen den Franzosen und den Holländern die sich die Insel ja teilen. Die Franzosen haben sofort Militär mit großem Gerät eingesetzt und allen geholfen ohne für die Hilfe etwas zu berechnen. Die Holländer dagegen wollten das große Geschäft machen. Wer Geld oder Versicherung hatte sollte kräftig bezahlen.

Insgesamt gefiel es mir von der Atmosphäre her bei den Holländern nicht so sehr. Es war mir zu amerikanisch dort. So lagen wir immer bei den Franzosen und fuhren mit Dinghy oder Bus rüber wenn wir dort etwas brauchten.

Angeblich habe es keine Toten unter den Yachtis gegeben. Was ich nicht glauben kann, wahrscheinlich eine bewusste Missinformation warum auch immer.

Es war vorher einige Jahre nichts passiert und so waren alle Yachten dort geblieben, zumal man bleiben konnte solange man wollte. Außerdem hatte es auch viele Arbeitsmöglichkeiten dort gegeben natürlich alle schwarz. Aber die Behörden kümmerten sich darum erst später. Dann dafür aber später ziemlich rabiat.                 

Aber auch an Land waren die Schäden sehr groß. Wasserfronthotels wurden zerschlagen und bei Kaufhäusern die Dächer abgedeckt. Bei Philipsburg war am Hang eine Hüttensiedlung von meist Haitianern gewesen. Diese sah aus als ob Bulldozer durchgefahren wären. Buchstäblich keine Hütte hatte standgehalten.

Insgesamt ist die Insel eher hässlich vor allem der holländische Teil. Schön finden sie vielleicht Normaltouristen die den Tag über nur Einkaufen oder am Strand liegen und Nachts durch die Discos ziehen. Denn die Einkaufsmöglichkeiten sind enorm und es ist sehr billig. Vor allem Elektronik, Schmuck und Optik.

Holländer und Franzosen beanspruchten vor einigen Jahrhunderte beide die Insel für sich. Aber statt es auszuschießen beschloss man je einen Soldaten vom Ankerplatz der Schiffe längs der Küste loszuschicken. Von wo sie starteten bis wo sie sich trafen sollten die Grenzen gezogen werden. Wahrscheinlich war das aber kein Pazifismus, die Insel war ihnen einfach zu mickrig.

Wie ich die Franzosen so kenne hat ihr Soldat ziemlich abgekürzt denn ihr Teil ist größer.