Curacao - Venezuela - Ost Karibik

 

Da wir einiges am Schiff machen und kaufen wollten ging es bald nach Curacao, denn in Bonaire gab es so gut wie nichts an Technik. Ein Deutscher der dort einen Yachtservice betrieb wollte scheinbar ganz schnell reich werden. Da mein Hauptmotor so langsam ersetzt werden musste ließ ich mir auch von ihm ein Angebot über einen neuen machen. Das war von etwa einem Dutzend Angeboten mit Abstand das teuerste. Er hat sich wohl den amerikanischen Satz " be my friend and pay more " zu sehr zu Herzen genommen.

Obwohl es in Bonaire fast jeden Tag zuviel Wind hatte erwischten wir für die Überfahrt ein Fastflautentag. So wurde zum ersten, und bei mir einzigen mal, die größte Genua auch mal in der Karibik gesetzt. Da wir nicht motoren wollten machten wir einen Übernachtungsstop auf Klein Curacao. Anderntags kamen wir dann nach Spanish Water auf Curacao, eine fjordähnliche Lagune auf Curacao. Dies ist das Wassersport Zentrum mit einigen Yachtclubs und Werften.

In Curacao gab es alles außer Bier zu vernünftigen Preisen zu kaufen. In der Hauptstadt Willemstaad gab es einen schwimmenden Gemüsemarkt. Da verkauften Venezolaner von ihren Booten aus Früchte und Gemüse. Und hatten natürlich auch geschmuggeltes Bier und Rum dabei.

Auf den ABC Inseln hatten alle reichen Venezolaner ihre Rückzugsbasis falls sie ihr Land mal im Falle einer Revolution verlassen müssten. Dort und in Trinidad wird auch das ganze venezolanische Öl raffiniert, gelagert und verschifft. Dann hat es noch Reparaturwerften für die Grosschifffahrt. Und natürlich der Tourismus und Offshore Banking. Kurz es ist Geld da und den Leuten geht es gut.

Außerdem gab es da noch den Yachtausrüster Emke wo es alles preiswert zu kaufen gab. Dort kauften wir ein Solarpaneel, ein UKW-Funkgerät und einen 2. Autopiloten. Der alte lief zwar noch aber es war ja anzunehmen dass er irgendwann den Geist aufgeben würde. Und von Hand haben wir nie gerne gesteuert

Ferner kauften wir auch eine amerikanische Kompressorkühltruhe. Die lief einwandfrei genau so lange bis die Garantie von einem Jahr abgelaufen war. Dann begann sie so langsam unsere Fahrtziele zu bestimmen. Nämlich immer dorthin wo ein Yachti Kühlschränke reparierte. Irgendwann lernte ich sie selber zu reparieren, dann mussten wir wenigstens nur noch dahin wo es Gas zum Nachfüllen gab. Das, ich glaube R 13 hieß es, wurde immer seltener und teurer. Als dann irgendwann der Kompressor auch kaputtging flog alles über Bord. Wir tranken dann zwar wieder warmes Bier hatten aber stets volle Batterien und konnten wieder hinsegeln wo wir wollten.

Dies ist überhaupt der Fluch der mit Technik vollgestopften Yachten. Sie müssen dauernd von einem Reparaturplatz zum anderen und können kaum mal an die kleinen Plätze die viel schöner sind aber wo es nichts gibt und wo nichts repariert werden kann.

Ziemlich viele Yachtis leben auch davon dass sie auf anderen Schiffen Reparaturen ausführen. Und das längst nicht mehr zu Freundschaftspreisen sondern richtig geschäftsmäßig. Nur müssen sie sich halt dazu dauernd an den frequentierten Plätzen aufhalten. Und das sind nicht die, die man sich vorgestellt hat als der Plan nur noch zu segeln Gestalt annahm.

In Curacao bauten wir uns auch einen Geräteträger aufs Heck. Der nahm den Windgenerator, das Solarpaneel, später GPS-Antenne und Hecklicht auf. Außerdem diente er als Lift für den großen Außenborder. Timm setzte dann später noch ein Radargerät und einen 2. Windgenerator dazu.

Bis das Zeug alles montiert und probiert war wurde es Ende März bis wir Curacao verlassen konnten. Der Rückweg würde hart das wussten wir. Denn es ging die ganze Strecke gegen den Wind und Strom. Der Wind um diese Jahreszeit sogar immer Starkwind.

Wir machten den Rückweg zusammen Wolfgang und Marit von der "Bazi" und Wolfgang und Mia von der "Nele". Wir beschlossen es gemütlich angehen zu lassen und so

machten wir auf jeder Insel einen tagelangen Fischstop bevor es zu nächsten ging.

Da die Schiffe ja unterschiedlich liefen und wir verschiedene Meinungen über den Motoreinsatz hatten hielten wir nur UKW-Kontakt und trafen uns an den Ankerplätzen wieder. Die "Nele" musste ich meist ins Riff lotsen wobei Wolfgang und Mia meist fast ausflippten wenn es knapp an den Korallenköpfen vorbeiging. Dazu fuhr ich immer mit dem Dinghy raus wenn ich mein Schiff verankert hatte.

Das dauerte so vier Wochen bis wir auf der Isla Margarita ankamen und erstmals einklarierten. Unterwegs war auf den Aves de Barlovento auch noch Kaktus-Günther mit seiner "Divina" sowie die Holländer Bob und Nellemarie mit ihrer "Spirit of Olym" zu uns gestoßen.

Dort fuhren wir alle mit den Dinghys mal zum Außenriff zum Fischen. Dabei haben wir aus dem gleichen Loch im Verlauf von 2 Stunden 3 Riesenlangusten herausgeholt. Da gab es dann abends Languste satt für alle.

Auf Margarita war dann natürlich das Schiff leer und so musste erst wieder eine große Einkaufsaktion gestartet werden bevor es Mitte Mai nach Martinique ging. Dort kam dann Sabine und wir gingen über die Ostküste, Domenica, den Saints nach Guadeloupe. dort waren wir auf den Inseln Marie Galante und Petit Terre. Petit Terre war interessant und fischreich. Man ankert in der Durchfahrt zwischen 2 Inseln die nach Ost durch ein Riff geschützt ist. So für 4 Stunden kamen jeden Tag einige Tagescharterschiffe. Dann wird es voll und laut dort. Aber die restlichen 20 Stunden ist man meist allein.

Auf Guadeloupe haben wir dann ein Auto gemietet um auch diese Insel näher kennen zu lernen. Dabei fuhren wir einmal auf einen Berg auf dem einige Sendemasten standen und wie wir glaubten eine schöne Aussicht sein musste. Die Strasse wurde immer steiler und als es dann der Renault Clio nicht mehr schaffte kam sowieso ein geschlossenes Tor. Beim umdrehen stützten wir das Auto dann am Dach dass es nicht umkippte, kamen aber ohne Probleme wieder unten an.

Die Insel ist auch durch einen Meeresarm, den Riviere Salee, zweigeteilt. Die Ostseite ist relativ flach und trocken, die Westseite ist feucht hoch und vulkanisch. Wir wollten den Souffriere, den höchsten Berg dort besteigen. Aber wie am Pelee setzte auch er sich seine Wolkenmütze auf. Diesmal brachen wir gleich ab denn im Nebel bringt es ja nichts.

Guadeloupe kann sich nicht mit Martinique messen ist aber trotzdem schön. Es ist nicht so dicht besiedelt und alles ist etwas billiger dort. Sabine brachten wir dann mit Beiboot und Fahrrad zum Flughafen um ein Taxi zu sparen. Wir liefen dann zu den Saints aus. Als wir von dort am anderen Morgen sehr früh weiter wollten war der Motor durch den durchgerosteten Auspuff voll Wasser gelaufen und lief natürlich nicht an. So legten wir den Weg nach Martinique halt ohne Motor zurück.

Da wenig Wind war brauchten wir 3 Tage dazu. Als es dann nachts um 4 Uhr ans ankern in der Anse Mitan ging gab es dann dafür Wind jede Menge. Dort wurde der Auspuff repariert und dann begannen die Kalamare-Festwochen. D.h. die Kalamare kamen zum laichen zur Insel Ramiere und wenn man diese einmal umschwamm hatte man genug Beute. Später wurde die Insel dann Naturschutzgebiet aber damals war alles noch frei. Das heißt eigentlich hätte man zum Harpunenfischen immer eine Lizenz gebraucht. Dabei musste man so eine Art Sachkunde Nachweis ablegen meist in Sachen Schonzeit und so. Aber so gut war mein französisch dann doch nicht. So nahm ich mir immer den Rat zu Herzen den mir mal ein Zöllner in Guadeloupe gab. Man solle halt nicht zuviel fangen und es diskret machen. So besorgte ich mir halt einen Kampfschwimmer Schnorchel in Tarnfarbe.

Da auch noch einige Freunde dort waren blieben wir 3 Wochen ehe wir wieder nach Grenada segelten. Da wir aber am Wochenende keine Overtime bezahlen wollten fischten wir erst noch auf Ronde Island. Dies war immer einer meiner Lieblingsfischplätze an dem ich nie vorbeisegeln konnte. Liegt ja auch so geschickt genau zwischen Carriacoo und Grenada. Da sich dort ein Unterwasservulkan entwickelt war eine gewisse Gefahr wegen eventueller Flutwellen. Wir ankerten deshalb immer sehr weit außen auf über 10 m Wassertiefe. Die Stelle steht unter Beobachtung und es ist eine Warnung rausgegeben worden. Es ist ein Vulkan vom Gastyp bei dem mit einem Gasausbruch gerechnet werden muss. Wenn dann während des Ausbruchs gerade ein Schiff darüber fährt so kann es bis auf den Meeresboden durchfallen.

Darum soll in einem Umkreis von 5 SM nicht befahren werden. Was die Schnellfähre Carriacoo-Grenada aber nicht daran hinderte 4x täglich durchzudonnern.

In Carriacoo war dann die traditionelle Regatta. In diesem Jahr, 1993, erstmals auch für Yachten. Vorher war sie nur für Berufssegelschiffe die es dort noch gibt. Das sind segelnde Fischerboote die jeden Tag weit aufs Meer hinaussegeln um zu fischen. Sie haben keine Motoren und haben sich seit Jahrhunderten weiterentwickelt. Sie segeln ganz gut und was das Handling ausmacht könnten sich die Konstrukteure der Segelyachten eine Scheibe abschneiden.

Wenn dann die Regattawoche kommt hat jeder neue Segel und das Unterwasserschiff gereinigt. Die Regatta besteht aus einer Umrundung der Insel und einigen Dreieckskursen. Sie dauert mit allen Rahmenveranstaltungen etwa eine Woche und wird von den Einheimischen sehr ernst genommen. Das heißt sonst passiert in der Woche gar nichts auf der Insel und halb Grenada kommt auch.

Wir waren in der Zeit mit Kai dem Sohn von Karl und Libu zusammen. Auf dessen Yacht "Treana" segelten wir außer Konkurrenz mit. Sie war aber mit nur etwa 8 m Länge zu klein um mitzuhalten.

Als seine Eltern dann auch noch eintrafen waren wir nur noch beim fischen. Karl und Kai hatten mir ja so die meisten Kniffe und Tricks beigebracht.

Dieses Jahr verbrachten wir die ganze Hurricanzeit zwischen Carriacoo und Grenada. Die Südküste von Grenada ist reich gegliedert und hat viele gute Ankerplätze und Hurricanholes. Diese wären perfekt nur sind sie halt total überlaufen. Ich hatte immer fast noch mehr Angst vor den anderen Yachten als vor dem Sturm selber. Darum bin ich meist nach Old- oder Calivigny Harbour gegangen wenn ein Hurrican drohte. Das war das am weitesten entfernte Hole und außerdem war die Einfahrt etwas schwierig wegen einiger Felsen die sie sehr einengten.

Da waren wir auch als Anfang August der Hurrican "Bred" genau über Grenada zog. Wir hatten einen perfekten Platz, der Wind kam gar nicht bis aufs Deck runter so nahe waren wir in den Mangroven. Nur der Mast ab der Saling war ihm voll ausgesetzt. Es waren alle Anker ausgebracht und alle Leinen an den Mangroven fest. Da dies ein Schlammloch ist dauerte es dann über einen Tag bis hinterher alles wieder sauber war.

Aber nur 1 km Luftlinie weiter in Port Egmont war der Teufel los. Wir verfolgten die ganze Nacht das Gezeter am UKW-Funk. Dort waren ein paar Yachten ins Treiben gekommen und die wurden nun mit übelsten Beschimpfungen daran gehindert vor irgendwem neu zu ankern. Ein amerikanischer Sportsfreund drohte sogar zu schießen. Dabei war Bred ein eher harmloser Hurrican mit kaum 50 KN Wind.

Wir bummelten dann so langsam durch die Grenadinen wieder nach Norden und waren an Weihnachten 93 wieder in St. Anne auf Martinique. Dies war in der Zeit so unser Haupthafen bzw. Ankerplatz.

Mittlerweile war ein neuer Motor dringend nötig. Der alte hatte im Leerlauf keinen Öldruck mehr. Er war von den Vorbesitzern schon mehrmals generalüberholt worden so dass dies nicht mehr möglich war. So klapperte ich alle Schrottplätze in Martinique ab nach einem Motor von einem Unfallauto. Diesen wollte ich dann selber marinisieren. Aber was ich so fand war alles zu groß oder zu klein.