Trinidad - Venezuela - Bonaire

 

Am 21.1.1992 kamen wir morgens in Trinidads Hauptstadt Port of Spain an. Die Strömungen in der Boca del Dragon stellten kein Problem dar. Auch bei vielen späteren Durchfahrten nicht. Ich habe den Eindruck dass das Seehandbuch da etwas übertreibt, vielleicht ist das natürlich auf einem großen Tanker ganz anders.

Der Hafen dort ist laut, dreckig und unsicher. Zumindest warnten uns die Hafenbehörden entsprechend, vielleicht wollten sie uns auch nur loshaben.

Jedenfalls gingen wir nach 2 Tagen nach Chaguaramas. Dies ist eine ehemalige amerikanische Marinebasis die gerade anfing sich zum Yachtsportzentrum zu entwickeln. Damals gab es dort nur den Trinidad Yachtclub und Powerboat die auch je einen Travellift hatten. Heute dagegen hat es 6 oder 8 Werften für Sportboote und man findet meist nur noch einen Ankerplatz weit draußen im offenen Wasser. Sehr weit draußen und ungeschützt. Aber durch die Kriminalität in Venezuela und vor allem den Versicherungen kamen sehr viele Yachten dort hin. Nach einigen schweren Hurricans die St. Maarten und die Virgin Islands heimsuchten beschränkten fast alle Versicherungen ihren Geltungsbereich in der Hurrican-Saison auf südlich von 12 Grad Nord ein.

Dazu kam dass die Trini- Behörden den Yachtis sehr entgegengekommen sind was die Formalitäten anbelangt. Aber das war alles nach unserem ersten Besuch. Damals wollten sie sogar noch dass man sich abmeldete wenn man den Ankerplatz verließ um eine Runde durch die vorgelagerten Inseln zu segeln. Aber das kümmerte uns damals wenig denn wir ließen das Schiff an Land setzen und reisten auch bald wieder aus nachdem die Arbeiten erledigt waren.

Bei Powerboat waren wir eine der ersten 10 Yachten die an Land gesetzt wurden. Dies ersparte uns später lange Wartezeiten als älteste Kunden und so. Trinidad ist aber nicht der ideale Platz zum arbeiten. Es regnet doch sehr viel dort sogar in der eigentlichen Trockenzeit, und das Klima ist dadurch mörderisch feucht und heiß.

Aber interessant ist es dort. Die Einwohner sind so etwa je ein Drittel weiß, schwarz und Inder. Die Weißen haben das Geld, die Inder arbeiten und handeln fleißig und die Schwarzen schreien wir waren zuerst da. Kurz vor unserem Besuch haben sie mal wieder den Aufstand geprobt und ganze Straßenzüge der Innenstadt von Port of Spain niedergebrannt.  

Landschaftlich interessant ist Trinidad im Norden im Küstengebirge der Northern Range. Der Rest ist meistens flaches Zuckerrohr Land. Wir nutzten das dichte Busnetz um viele Ausflüge zu machen. Einmal auch nach San Fernando. Weltbekannt durch den Song " Last Train to San Fernando" . Der Bahnhof und die Geleise sieht man dort heute noch.

Und dann gab es natürlich noch den Karneval. Die Parade mit den wahnsinnigen Kostümen sahen wir uns an. Die Musik war so laut dass sie über der Schmerzgrenze lag. Zumindest für mich. Wenn die Lastwagen mit Generator und ganzen Lautsprecherwänden vorbeifuhren musste ich mir die Ohren zuhalten. Wer da den ganzen Tag in unmittelbarer Nähe tanzte muss wohl Gehörschäden davontragen.

Anfang März dann segelten wir die Standardstrecke nach Martinique wo wir schon Ende April ankamen. Nach 2 Monaten ging es dann die gleiche Strecke wieder nach Grenada und von dort Mitte September nach Puerto La Cruz. Dort holte sich meine Frau eine Infektion als sie mal bei vermeintlich sauberem Wasser vor der Stadt badete. Diese zog sich fast 4 Wochen hin, mit den Kontrolluntersuchungen und allem. Zwischen den Arztterminen klapperten wir all die vorgelagerten Inseln ab. Doch Anfang November lockte es uns auf die entfernteren Inseln wo wir blieben bis wir kurz vor Weihnachten auf Bonaire einklarierten.

Die Küste und die direkt vorgelagerten haben viele schöne Ankerplätze wurden aber schnell immer unsicherer. Damals wurden eigentlich nur Dinghys und Außenbordmotoren geklaut. Später häuften sich dann die Überfälle bei denen es zu Teil auch Verletzte gab.

Wir kannten zwar die äußeren Inseln schon vom Vorjahr, aber die Unterwasserwelt und die Fische lockten wieder. Auf den Aves de Barlovento hatte ich 2x Schwierigkeiten mit sehr großen Baracudas. Beides waren Burschen so mit 2 bis 2,5 m Länge. Als ich das erste mal so einen großen Baracuda sah floh ich ganz schnell wieder ins Beiboot. Mittlerweile hatte ich mich aber an sie gewöhnt. Die kleinen so bis Unterarmlänge waren Beute. Die größeren schoss ich nicht wegen der Ciguatera Krankheit.

Diese ist sehr heimtückisch denn man spürt nichts bis es zu spät ist. Vor allem in abgestorbenen Riffen enthalten die Korallen einen Giftstoff. Ich glaube es hat irgendwas mit Quecksilber zu tun. Kurz die Riffische knabbern daran und nehmen das Gift auf ohne dass es ihnen etwas macht. Die kleinen Räuber fressen die Riffische und die großen wie Baracuda und Zackenbarsch dann wieder diese. Dabei baut sich das Gift über die Nahrungskette auf ohne dass die Fische darunter leiden. Im Menschen setzt sich das Gift dann ab. Zunächst auch ohne Beschwerden bis genügend davon im Körper ist. Es muss irgendwie ein Nervengift sein denn die Krankheit startet mit umgedrehtem Temperaturempfinden. Heißes fühlt sich kalt und kaltes heiß an. Dann soll hohes Fieber und Schüttelfrost kommen. Ich habe gehört dass in schweren Fällen sogar ein Blutaustausch nötig wird. Genau weiß ich es nicht denn zum Glück hatte ich es nie. Ich habe aber immer sehr genau darauf geachtet welchen Fisch und vor allem wo ich ihn schoss. Von Antigua weiß ich z.B. dass man alle Fische der Westküste aber keinen der Ostküste essen kann. Ob diese dann wohl weggeworfen werden? Wahrscheinlicher werden sie den Touristen vorgesetzt. Die essen im Normalfall ja auch nie so oft Fisch dass sie vorbelastet wären. Wenn ich aber mal als Normaltourist in die Karibik komme, werde ich aber bestimmt keinen in der Wirtschaft essen denn ich habe sicher trotz allem genügend Gift abbekommen.

Doch zurück zu meinen Baracudas. Ich jagte in der Nähe meines verankerten Dinghys einen Fisch nach dem anderen und der Baracuda schaute mir immer zu. Irgendwann schoss ich wieder mal einen, gleiche Sorte nicht größer und auch nicht mehr Blut im Wasser. Da spielte der Kerl dann plötzlich verrückt. Im Gegensatz zu meinem Freund Lorenz bewahre ich die Beute nicht in der Badehose auf. Ich habe dazu einen kleinen Plastikkanister als Floss mit einer Schwimmleine mit der Harpune verbunden.

Daran hängt ein Niro-Ring aus 1,5 mm Draht auf den ich die Fische auffädle.

Nach einigen Scheinangriffen, bei denen er im letzten Moment abdrehte, zerriss er mir dann den Ring und verschlang die Fische. Offensichtlich war es ihm zu wenig denn er war sofort wieder da und ging auf mich los. Ich konnte ihn kurz mit der Harpune verjagen und nutzte die Zeit um ins Dinghy zu hechten. Er zog noch einige Kreise und verschwand dann. Ich auch.

Einige Tage später in einer ganz anderen Ecke des Atolls war ich wieder fischen. Meine Frau und Wolfgang und Mia von der "Nele" sahen mir vom Dinghy aus dabei zu.

Nach dem 2. oder 3. Fisch kam aus dem Nichts wieder ein großer Baracuda angeschossen. Ohne Vorspiel ging er sofort auf meine Beute los, ich war wohl als 2. Gang vorgesehen. Aber ehe es so weit war saß ich schon wieder im Dinghy.

Meine Zuschauer sagten mir dass es sagenhaft ausgesehen habe in dem glasklaren, brusttiefen Wasser über weißem Sandgrund. Ich aber hatte genug und lief am anderen Tag nach den Aves de Sotavento aus. Dort war die Welt noch in Ordnung. Da war ich der Jäger, nicht Beute.

Interessanterweise hatte ich nie Ärger mit Haien habe sogar recht selten mal einen gefährlichen gesehen. Mit den Ammenhaien in Grenada hatten wir immer unsere Spielchen getrieben. Die Viecher liegen meist unter Felsvorsprüngen und schlafen. Da ist es dann lustig sie am Schwanz rauszuziehen. Man darf es nur nicht übertreiben denn wenn sie dann irgendwann doch zubeißen können sie mit ihren platten Zähnen recht üble Quetschwunden verursachen.

Kurz vor Weihnachten haben wir dann in Bonaire einklariert. Da war es sehr schwierig einen Ankerplatz zu finden. Das Flachwasser ist nur sehr schmal und dann nimmt die Wassertiefe rapide zu. Dazu immer viel Wind dass also der Anker halten muss und viel zu viele Yachten. Schließlich fanden wir einen neben einer amerikanischen Yacht. Deren Eigner spielte jeden Tag eine Stunde Dudelsack an Deck. Die ersten Tage fanden wir das sehr schön aber so langsam ...

 Wir fanden dort schon so rund ein Dutzend meist deutscher Yachten vor die wir unterwegs schon hier und dort getroffen hatten. Dazu natürlich 100 andere. Darunter waren auch Gregor und Gerda von denen wir unseren 8 PS Yamaha gekauft hatten.

Die hatten schon wieder einen Motor für uns. Unser 2 PS war kurz vorher an Altersschwäche gestorben. Wir hatten aber noch alle Teile davon denn man wirft ja nichts brauchbares weg. Gregor hingegen hatte seinen 2 PS betankt und dabei Benzin verschüttet. Als er dann startete brannte der Motor und dabei verbrannten die Plastikteile, und natürlich auch das halbe Dinghy. Wir waren uns bald handelseinig und so hatte ich wieder 2 Motoren. Der 2 PS genau richtig. Er sah alt aus, war aber fast neu.

Zwei Motoren fand ich immer praktisch. Einen kleinen den man mit einer Hand ans Dinghy hängen konnte wenn sehr schaukelte oder man nur kurz an Land wollte. Der große war natürlich schwer und deshalb schwieriger am Boot zu befestigen. Der wurde benutzt wenn man irgendwo länger blieb oder man größere Strecken fahren wollte. So zum Beispiel in Trinidad da waren die Einkaufsfahrten dann zum Teil bis 8 SM ein Weg. Und meist war doch einer kaputt.

Gerda und Gregor waren schon länger in Bonaire. Die nahmen uns zu einem billigen Gemüsehändler mit. Der war gerade dabei über die Weihnachtsfeiertage zuzumachen. So schenkte er uns zusätzlich zu unseren Einkäufen noch jede Menge dazu, z.B. Melonen und Säcke voll Saftorangen. Auf unseren Einwand das wir das ja gar nicht alles tragen könnten fuhr er uns sogar noch zum Hafen zurück. Das war mal eine richtig nette Geste. Unnötig zu sagen dass der Ladeninhaber ein weißer Venezolaner war. Dass wir etwas geschenkt bekamen ist uns außerhalb von Venezuela, Martinique und Kuba in der Karibik nie passiert.

An Weihnachten gab es dann große deutschsprachige Weihnachtsfeier auf der vorgelagerten Insel Klein-Bonaire.

Bonaire selber ist klein, trocken und verkarstet. Der Südosten ist flach und war früher sehr wichtig zur Salzgewinnung in den Salinen. Der Nordwesten dagegen ist hügelig. Dort wird Aloe Vera angebaut. Ferner gibt es noch einen großen Ölumschlage und Lagerplatz. Weil die Tanks grün angemalt sind meint das dortige Fremdenverkehrsamt dies extra als umweltfreundliche Anlage hervorheben zu müssen. Einmal mehr dass mit dem Begriff Umweltschutz Schindluder getrieben wird. Es ist ganz nett dort aber nichts besonderes. Hauptsächlich lebt die Insel vom Tourismus vor allem von den Tauchern und Kreuzfahrern. Entsprechend muss man dort alle Harpunen abgeben und tauchen mit Gerät ist nur gegen eine Gebühr erlaubt. Da ich so etwas aus Prinzip boykottiere habe ich dort nur ohne Gerät getaucht, d.h. geschnorchelt. Was ich dabei sah war in nichts schöner als auf den Aves und anderen Inseln vor Venezuela. Die Fische haben sich sogar durch das Füttern durch die Tauch Guides ganz untypisch verhalten. Langusten sah ich dort gar keine. Denn die Einheimischen dürfen natürlich fischen, auch mit Harpune.

Kurz, es wurde mir bald langweilig dort.