Karibik

 

Tobago war damals 1989 noch ein echtes Paradies. Die Menschen freundlich und hilfsbereit die Natur ziemlich unberührt. Wie schnell die touristische Erosion fortschreitet sah ich bei meinem 2. Besuch 1995. So erinnere ich mich z.B. an die Englishmen Bay an der Nordwestküste. Bei unserem 1.Besuch war es wunderbar dort. Man hatte die ganze Bucht für sich alleine und wir fingen unsere ersten Langusten dort. Auf der Strasse wurde man immer gleich vom 1.Auto mitgenommen wenn man zum Einkaufen ging. Und meist sogar wieder zurückgebracht.

Ganz anders beim 2. Besuch 6 Jahre später. Tobago war inzwischen en vogue. Die Bucht war mit dem Auto zugänglich und wurde öfters von Touris mit Mietwagen besucht. Die Neger hockten dann auf den Bäumen und warteten. Sowie die Touris dann alle im Wasser waren wurde dann das Auto ausgeräumt.

Oder in der Man of War Bay. Bei unserem 1. Besuch kam sogar der Dorfpolizist angeschwommen und schenkte uns Grapefruits. An der gleichen Stelle wurden die Yachtis später von den Fischern erpresst. Entweder ihr bezahlt uns oder wir fischen die ganze Bucht mit dem Schleppnetz ab und ihr müsst alle anker auf gehen.

Doch zurück zu unserem 1. Besuch. Der einzige Nachteil war damals dass es auf Tobago fast keinen ruhigen Ankerplatz gibt. Selbst im Hafen von Scarborough, der Hauptstadt, war abends wenn die Fähre von Trinidad einlief immer der Teufel los. Das Schiff musste in dem kleinen Hafen wenden und der Schub dabei spülte öfter die Anker frei. Es fuhren 2 verschiedene Kapitäne die Fähre. Einer war entweder ein Sadist oder er konnte mit dem Schiff nicht umgehen, kurz bei dem gab es immer Ärger.

Aber Sabines 3 Monate waren nicht unendlich und sie musste von Martinique aus zurückfliegen. So ging es nach einigen Wochen weiter nach Grenada. Das war noch nicht sehr lange nach der" Befreiung" der Insel durch die Amerikaner. Ich würde es zwar eher eine Besetzung nennen. Das Interesse der USA war erst dann geweckt als die Kubaner den Grenadern in Point Salines einen großen Flughafen gebaut hatten. Da hat man dann halt schnell ein paar Alibisoldaten von den anderen Inseln zusammengetrommelt und losgeschlagen. Und das lange vor Bush. Ich wäre übrigens mal fast von einigen Amerikanern verprügelt worden. Ich hatte ihren Sieg über Grenada als den ersten wirklichen seit dem 2. Weltkrieg bezeichnet. Was damals ja schließlich auch stimmt.

Die Spuren des Krieges waren damals noch überall zu sehen. Wracks im Hafen von St.Georges und zerschossene Häuser. Bei Port Egmont wo die Kubaner ihre Basis hatten lag noch jede Menge Schrott herum.

Wir umsegelten auch Grenada bevor wir nach Carriacoo aufbrachen. Dieses gehört auch zu Grenada und ist sehr schön, über und unter Wasser. In späteren Jahren verbracht ich dort meist die Hurrican Saison. Meist zwischen den 2 Inseln pendelnd. Aber immer mit vollem Tank und auslaufbereit um im Falle des Falles nach Venezuela fliehen zu können. Aber bis 2004 ist in Grenada nie etwas ernsthaftes passiert. Dann zog ein heftiger Hurrican darüber und richtete große Schäden an.

Ich beschreibe hier diese Reise ausführlicher weil wir sie die nächsten 10 Jahre x-mal wiederholt haben.

Carriacoo ist sehr fischreich und es gab bis zu meinem letzten Besuch 2001 fast keine Kriminalität. Das kommt wohl daher dass die Insel so klein ist. Wer also z.B. plötzlich einen neuen Außenbordmotor hat ist da dann bei Verwandten und Freunden im Erklärungszwang. Und der Zusammenhalt ist dort sehr groß. So hat der dortige Flugplatz keine Befeuerung. Wenn also nachts ein Flugzeug landen oder starten muss, um jemanden ins Krankenhaus zu bringen, hilft alles mit. Indem sie sich mit ihren Autos rund um den Flugplatz aufstellen und ihn mit den Scheinwerfern ausleuchten. Im Gegensatz zu allen anderen Inseln, außer den französischen, gibt es ein sehr dichtes Wegenetz. Die Franzosen, denen die Insel auch mal gehörte, bauten diese Strassen. Damit sie ihre Kanonen immer dahin transportieren konnten von wo die Engländer drohten. So konnte man dort auch schön wandern und Rad fahren. Und hatte von den Bergen aus traumhafte Ausblicke auf das türkisfarbene Wasser der Riffe und Lagunen.

Gleich nördlich davon liegt Petit Martinique. Das ist die Seefahrer Insel der Karibik. Alle Leute leben vom Fischen, dem Handel mit Fischen, Transport und natürlich vor allem vom Schmuggel. Die Behörden von Grenada konnten sich bis jetzt dort nicht durchsetzen. Selbst als der große Bruder, die USA, Grenada eine Coast Guard Station dorthin baute wurde diese ziemlich bald abgefackelt und nicht wieder aufgebaut. Die ebenfalls gelieferten Boote waren sowieso bald Schrott. Und so gab es dort weiterhin für den Yachti billiges Bier zu kaufen.

Direkt daneben liegt Petit St. Vincent kurz PSV genannt. Dies ist eine Hotelinsel die zu den St. Vincent Grenadinen gehört. Auch dort kümmern sich die Behörden so ziemlich um nichts. Union Island ist der Einklarierungshafen für St, Vincent im Süden und so ziemlich die einzige, wenn auch schlechte, Versorgungsmöglichkeit für die Tobago Cays. Diese sind, mal von Roques und Aves in Venezuela abgesehen, das karibische Pendant zu den Atollen der Südsee. Leider immer sehr voll und berummelt vor allem mit Tagestouristen die nach Union geflogen werden und dann zu den Cays gekarrt werden.

Die Cays sind Naturpark geworden, aber erst nachdem sie leergefischt waren. Dies heißt in der Karibik immer intensivtouristisch genutzte Natur. Egal ob dort oder auch in Venezuela oder Belize.

In St. Vincent und seinen Grenadinen haben wir uns, vom ersten Besuch abgesehen, immer nur kurz aufgehalten. Meistens gar nicht einklariert. Mich ärgerte vor allem die drakonischen Strafen mit denen Ausländer belegt wurden die mit einer Harpune erwischt wurden. Ich habe die Verbote zur Unterwasserjagd immer respektiert und den Sinn eingesehen. Aber in St. Vincent rennt praktisch jeder legal mit einer Harpune rum. Aber dem Ausländer der damit erwischt wird nimmt man 5000 EC$ = 2000 US$ Strafe ab. Darum und wegen der Aufdringlichkeit auf der Hauptinsel. Dort haben sie einem mir bekannten Yachti mal mit Altöl gefüllte Plastiktüten aus Teakdeck geworfen. Weil er die Fantasie Forderung für das Festmachen einer Leine an einer Palme nicht voll erfüllte.

Aber damals an Silvester 1989-90 hatten wir mit Savan Island eine Insel ganz für uns. Und dazu noch den Blick auf das Feuerwerk der reiche Leute Insel Mustique vor Augen. Dies ist eine ganz eigenartige Insel. Der Staat St. Vincent hat sie langfristig an eine Siedlungsgesellschaft für Superreiche verpachtet. Als wir dort spazieren gingen fiel mir auf wie servil die Schwarzen waren die dort arbeiteten. Auch darf auf dort keine der Hausgehilfinnen ein Kind bekommen. Sie muss dazu aufs Festland, bzw. die Hauptinsel gehen. Dadurch will man vermeiden dass Schwarze dort Heimatrecht bekommen.

Die Charterleute reißen sich alle darum am Hafen in Basils Bar unfreundlich einen überteuerten Cocktail serviert zu bekommen um mal im Dunstkreis der Superreichen zu sein. So halt jedem das seine.

Bequia war ganz ok und ist es außerhalb der Chartersaison immer noch. Das ankern ist dort halt schwierig weil die Tiefe so unregelmäßig ist und viel zu viele Yachten dort ankern. So kommen immer einige ins Treiben und reißen anderen den Anker raus.

Wir segelten damals direkt von Bequia nach Martinique und ließen St.Vincent und St. Lucia ganz aus. Ihre letzten Tage dort verbrachten Sabine und Rolf mit Besichtigungen. Sie lauerten immer auf wolkenfreies Wetter um den Pelee zu besteigen. Dies ist ein ehemaliger Vulkan und höchster Berg der Insel. Ich glaub es war 1902 da flog er in die Luft und zerstörte die Stadt St.Pierre völlig. Einschließlich einem Dutzend Schiffen die dort auf der Reede lagen. St. Pierre war damals die bedeutendeste Stadt auf Martinique mit Theater und allem. Die heutige Hauptstadt Fort de France war damals noch klein.

Es standen gerade Gemeinderatswahlen an und so wurden alle Warnungen die auf einen Ausbruch des Pelees hindeuteten unterdrückt oder heruntergespielt. Der Bürgermeister und seine Partei hatten nämlich Angst dass die wohlhabenderen Bürger vorübergehend die Stadt verlassen würden. Dann würden nur die ärmeren wählen und die natürlich nicht in seinem Sinne.

Es ging also damals schon Parteikalkül vor Gemeinwohl. Die Bilanz sah dann auch entsprechend aus. Nur ein im Gefängnis eingesperrter Trunkenbold überlebte die Katastrophe. Und die Stadt erholte sich auch erst in den letzten Jahren wieder. Bei unserem ersten Besuch 1990 gab es fast mehr Ruinen als Häuser. Sehr interessant ist dort das Museum mit den Relikten die gefunden wurden. Die Stadt wurde durch heiße Gase vernichtet. Einen Eindruck wie heiß die waren vermittelt eine angeschmolzene Glasvase im Museum.

Deshalb brannten auch alle dort ankernden Schiffe bis auf die Wasserlinie ab und sanken dann. Heute zur Freude von etwa einem Dutzend Tauchschulen die so ihre Tauchziele direkt vor der Haustüre haben. Ich bin einige male von unserem ankernden Schiff direkt zu den ersten Wracks hinabgetaucht. Dies waren die einzigen Tauchgänge bis etwa 35 Metern von mir. Später beschränkte ich mich auf 10-20 Meter.

Aber eigentlich wollte ich vom Pelee erzählen. Das wäre ein sagenhafter Aussichtsberg wenn er sich nicht fast jeden Tag seine Wolkenmütze aufsetzen würde.

Sabine und Rolf mussten es am letzten Tag vor dem Abflug einfach riskieren, und fielen prompt rein. Sie glaubten sie wären oben gewesen weil es nicht mehr weiter anstieg. Tatsächlich waren sie nur auf dem Kraterrand und hätten erst noch mal 100 Höhenmeter hinuntersteigen müssen bevor der eigentliche Gipfel anfing.

Obwohl wir manchmal fast wochenlang gelauert haben kam ich auch nie bei schönem Wetter rauf. Es endete auch immer auf dem Kraterrand in den Wolken.

Zum Rückflug brachten wir die 2 dann zum Flughafen. Der war damals noch sehr klein und es kamen nur 2 oder 3 Maschinen in der Woche von Paris an. Im Gegensatz zu etwa 5 bis 6 heute, aber pro Tag.

Es gibt im ganzen Karibischen Raum die Einrichtung der Sammeltaxis. Dies ist eine sehr gut Einrichtung die auch für Deutschland auf dem Land eine wirkliche Alternative zur Fahrt mit dem eigenen Auto wäre. Diese Minibusse nehmen, besser gesagt dürften, so rund 10 Fahrgäste mitnehmen. Sie halten wo immer man steht und lassen aussteigen wo man will. Und das alles so in etwa im Viertelstundentakt Wie ist es da bei uns dagegen!

So fuhren wir in Martinique und den anderen Inseln immer kreuz und quer und schauten sie uns an. Und blieben nie irgendwo auf der Strecke liegen weil man im Fahrplan ein kleines Zeichen übersah nachdem der Bus gerade heute nicht fuhr.