Portugal
- Biskaya - Adieu Europa
Den Rest vom März und den April verbrachte ich zu Hause. Im Mai fuhr ich dann mit Horst in dessen Mazda wieder nach Vilamoura um das Schiff aus der teuren Marina zu nehmen. Horst war ein ehemaliger Konkurrent, d.h. Vertreter einer anderen Papiergroßhandlung. Er hatte schon 1981 als ich gestartet bin angefangen eine 14 Meter Segelyacht aus Aluminium zu Bauen. Der Plan war vom gleichen Konstrukteur und so war er natürlich daran interessiert wie so ein Schiff so lief.
Wir packten das Auto voll mit allem was in DL besser oder billiger war und fuhren los, auch wieder die Nordroute. Irgendwo in der Gegend von Madrid fing Horst dann an den Spaniern Verkehrsunterricht zu geben. Das wurde mir dann zu gefährlich. Mit dem Argument, ich darf jetzt lange nicht mehr Autofahren und Du musst die ganze Strecke allein zurück, brachte ich ihn dazu das ich den Rest fuhr. Ein Unfall in Spanien hätte mir noch zu meinem Glück gefehlt. Mir war es egal wenn mich ein kleiner Seat überholt.
Wir kamen gut an, er später auch wieder zurück.
An der Algarve nahmen wir das Schiff aus der Marina. Dabei waren meine Stegnachnachbarn, alles Portugiesen, plötzlich so freundlich. Später erzählte mir dann einer davon dass sie mich wegen meiner schlampig am Achterstag aufgerollten Flagge und meiner Art portugiesisch zu sprechen immer für einen Spanier gehalten hatten. Und die mochten sie nicht.
Im August wollte meine Tochter mit ihrem Freund zum segeln kommen. Da mir es mittlerweile an der Algarve ziemlich langweilig war bestellte ich die beiden nach La Coruna an der Biskaya. So machte ich mich dann Anfang Juli auf den Weg. Vor Portugals Westküste bläst fast immer Nordwind. Um nach Norden zu kommen soll man also nach den schlauen Büchern ca. 200 SM raussegeln um andere Winde zu erwischen. Ich segelte bis halb auf die Azoren und hatte immer noch Nordwind. Dort machte ich eine Wende und kam bis vor Bayona. Zehn Tage lang ohne einmal zu reffen oder Segel zu wechseln und mit nur einer Wende. Und das alles ohne Autopilot denn am Wind steuert sich das Schiff sehr schön selber.
Als ich vor Bayona ankam war es Nacht und es herrschte dichter Nebel. Also suchte ich mir eine isoliert liegende Bank auf der ich mit dem Echolot kontrollierte Kreise zog. Am anderen Morgen löste sich der Nebel dann zögernd auf und ich tastete mich in den Hafen. Als der Anker fiel war schon schönstes Wetter. Am nächsten Tag kam dann Südwestwind und hielt ein paar Tage an!
Ich hatte noch genügend Zeit und so bummelte ich ganz gemütlich Richtung La Coruna. Dabei besucht ich die Islas Cies, wo ich meinen Tank mit bestem Quellwasser füllte und diverse andere Ankerplätze. Die Gegend ist wunderschön, erinnert stark an Skandinavien. Nur stürmt es halt sehr viel und kalt ist es auch. Als ich Kap Finisterre rundete, 2x gerefft und mit Sturmfock, bewunderte ich die Fischer. Bei diesen Bedingungen holten sie in relativ kleinen Booten Hummerkörbe aus Tiefen die mein Echolot nicht mehr anzeigte. Und dies geht immerhin bis 200 Meter. Aber noch mehr bewunderte ich eine französische Yacht die mir entgegenkam. Da saß einer im Masttopp und reparierte irgendwas.
In der Bucht von Las Camarinas brauchte ich alle 3 Anker die ich hatte um den Dampfer zum halten zu bekommen so hat es dort gestürmt. Aber ich kam rechtzeitig nach La Coruna um Sabine und Andy am Zug abzuholen. Die Zwei wollten natürlich segeln und so hielten wir uns in La Coruna nicht lange auf.
Auf dem Rückweg liefen wir in eine kleine Bucht mit Ortschaft ein. Den Namen habe ich vergessen. Dabei fingen sie uns mit einem Netz ein. Diese Netze werden mit einem Boot ausgebracht und dann an 2 Punkten an Land von Hand eingeholt. Es kam natürlich gleich ein Boot an. Wir hätten das Netz beschädigt usw. Ich ging mit Ihnen an Land um mir den Schaden anzusehen.
Der Riss war minimal und ich bot an ihn von Sabine reparieren zu lassen. Als wir dann etwas mit einander warm wurden gestanden sie dass das Netz alt wäre und nur noch zu dem Zwecke diente Yachten einzufangen. Normalerweise würde sofort Geld angeboten. Ich sei der erste der den Schaden erst sehen wollte. Wir gingen dann zusammen ein Bier trinken und der Fall war erledigt. Genau wie Sabine es Andy vorausgesagt hatte der sehr aufgeregt war.
Ab Bayona segelten wir dann in einem Rutsch durch bis hinter Cap Sao Vicente, Europas Südwestecke.
Als sie wieder heimgefahren waren bummelte ich noch etwas rum bevor ich das Schiff Ende September wieder nach Vilamoura legte. Mit dem Europabus ging es dann wieder nach Zürich und von dort mit dem Zug nach Tuttlingen.
Zu Hause lief mir dann ein anderer Renault 5 über den Weg. Leicht unfallbeschädigt und noch mit genügend TÜV. Die beschädigten Teile nahm ich von dem alten der sowieso in verschrottet wurde. Solange meine Frau nach der 2. Hüftoperation in der Reha war half ich Horst beim Schiffbau. Ebenso beim Stapellauf, Maststellen und den Erprobungsfahrten auf dem Bodensee.
Anfang Februar 1988 hatte sich meine Frau so weit erholt dass wir gemeinsam mit dem Auto wieder nach Vilamoura fuhren. Diesmal bei schönstem Wetter entlang des Mittelmeeres. Dafür war es dann für dortige Verhältnisse recht kalt. Wir waren dann mal hier und dort und haben unser Auto immer nachgeholt. Damit machten wir viele Touren. Als es Frühling war auch große nach Spanien. Da man in allen französischen Autos recht bequem schlafen kann waren wir viel und lange unterwegs. Spanien im Landesinnern hat mich schon immer fasziniert. An der Küste waren die Spanier damals vielleicht nicht gerade Weltmeister, aber mindestens Europameister im Naturverschandeln. Was nicht gerade überhängender Fels war, war schon bebaut oder wurde gerade urbanisiert. Im Landesinnern war die Welt dagegen noch in Ordnung.
Daneben arbeiteten wir aber immer auch am Schiff. Ferragudo, am Fluss Arade der zum Hafen Portimao führte, wurde so etwas wie der Heimathafen. Dort ließen wir uns in einem Seitenarm trocken fallen und erneuerten den ganzen Anstrich. Das heißt das Schiff schwamm 2x am Tag für einige Stunden ansonsten konnte man aber daran arbeiten.
Dabei hat es uns dann auch auf eine Postkarte verschlagen.
Mitte Juni fuhr meine Frau dann wieder ab um bei der 3x Operation die Drähte und Nägel herausnehmen zu lassen. Dafür kam dann Sabine mit ihrem Freund für 3 Wochen. Diesmal wollten wir die portugiesische Westküste besuchen. Der Norder war aber so stark dass wir nur bis Sesimbra kamen bevor wir aufgaben.
Immer wenn ich von Spanien kam klarierte ich in Tavira wieder ein. Einmal tat der Zöllner ganz wild. Jedes Mal gäbe ich einen anderen Namen an. Er zeigte mir dann meine alten Einklarierungspapiere. Da war mir alles klar. Er hatte jedes Mal aus meinem Pass etwas anderes herausgeschrieben und als Namen verwendet. Mal den Namen, mal den Vornamen und einmal hieß ich sogar Verwaltungsgemeinschaft. Als ich ihn darauf aufmerksam machte dass das alles ja seine und nicht meine Schrift sei war er still.
Mit den Behörden war ich ja von Griechenland her einiges gewöhnt. Dort konnten sie oft kaum lesen und schreiben.
Mitte September kam dann meine Frau wieder und wir machten uns daran Portugal und damit Europa zu verlassen. Unser Auto verkauften wir dann einem portugiesischen Autohändler um umgerechnet 65o DM. Die Papiere brauchte er nicht. Die schickten wir zusammen mit den Nummernschildern nach Hause und unsere Nachbarin meldete es für uns ab. Ein gutes Geschäft wenn man bedenkt dass wir 200 DM dafür bezahlt hatten. Und ein Jahr ohne jede Störung damit herumgefahren waren. Dass der deutsche TÜV davon schon fast ein Jahr abgelaufen war kümmerte damals dort niemanden. Auf den Kanaren hatte ich schon mal einen Deutschen getroffen dessen Auto war schon 10 Jahre drüber. Ob das wohl heute auch noch geht ?
Mitte Oktober hielten wir das Wetter dann für günstig und liefen zu den Kanaren aus. Günstig war es nur die 1. Nacht, dann hatten wir Gegenwind und Regen. Wir wollten die Störung ihrer Südseite, an der afrikanischen Küste umfahren. Das war ein Fehler, am besten wären wir wieder zurückgesegelt und hätten gewartet. Wir dagegen kämpften uns bei wenig Wind, Gewittern und viel Schwell nach Südwesten. Und dazu gab es noch sehr viele Fischer und auch Wasserhosen. Letztere hielten wir so lange für ungefährlich bis uns mal eine die Segel zerfetzte. Allerdings erst 12 Jahre später vor Kuba.
Aber nach 6 Tagen hatten wir dann den Nordostwind erreicht und es begann Spaß zu machen. Drei Tage später ankerten wir dann wieder in La Graciosa wo wir das letzte Mal fast gestrandet waren. Diesmal aber mitten im Kanal.
Für mich dauerte die Abwesenheit von Europa dann 9 1/2 Jahre, für meine Frau auch 6 Jahre. Denn soviel Geld um immer hin und herzufliegen hatten wir einfach nicht zur Verfügung. Heute spielt das bei den meisten Seglern keine Rolle mehr.