Spanien - Portugal - Kanaren
Cullera ist der Badeort der als nächster von Madrid aus erreichbar ist. Entsprechend war der Rummel dort. Mit der Yacht lag man aber schön. An einem naturbelassenen Flussufer, an Bäumen festgemacht. Es führte nur eine kleine, wenig befahrene Strasse vorbei und es waren viele Yachten schon jahrelang hier. Vor allem viele Holländer.
Ich machte von hier aus etwas Charter mit Gästen die mir meine Frau von Deutschland aus besorgte. Es wurde mir aber bald zu gefährlich. Die Spanier hatten in Madrid einen Computer in dem alle Yachtbewegungen und Crewwechsel erfasst wurden. Als Yachti bekam man das nicht so mit. Am Hafen stand immer nur ein Polizist von der Guardia-Civil der die Daten auf einen Zettel schrieb. Dass diese auch ausgewertet wurden dachte kaum jemand. Bis die Polizei plötzlich dastand und die Yacht wegen illegaler Charter an die Kette legte.
Auch wurden die Gäste immer anspruchsvoller. Nach Cullera z.B. wollte einer mit seinem neuen Porsche anreisen. Ich lief mir schier die Hacken ab um einen Platz dafür zu finden an dem er wenn wir von Ibiza zurückkamen auch noch war. Zudem war noch Hauptsaison. Schließlich fand ich eine Garage in einer Baufirma. Nach 2 Wochen fanden wir das Auto dann unversehrt vor, aber natürlich recht staubig. Da machte dann Walter ein riesiges Theater.
Insgesamt fand ich dass charterfahren zu stressig ist. Da habe ich mir in Deutschland mein Geld leichter verdient und ließ drum zukünftig die Finger davon.
Ende August kam dann auch meine Frau wieder und wir segelten nochmals nach Ibiza rüber. Dann, von Denia aus, entlang der Küste nach Almerimar. Dies ist eine Marina von der wir wussten dass man dort recht preiswert die Yacht an Land nehmen konnte um das Unterwasserschiff zu streichen. Der Hafen war mitten in die Pampa gebaut worden mit nichts darum herum. Aber wir haben sowieso nur gearbeitet so spielte das keine Rolle.
Anschließend verließen wir durch die Strasse von Gibraltar das Mittelmeer. Nicht ohne uns in Ceuta noch schnell von den Marokkanern das Bordfahrrad klauen zu lassen. Wie an all den berühmt/berüchtigten Ecken verlief auch diese Passage völlig problemlos. Unser 1. Ankerplatz außerhalb des Mittelmeeres war bei Bonanza in der Mündung des Rio Quadalqivier mitten im Naturschutzgebiet Donada. Am nächsten Tag segelten wir dann mit der Tide den Fluss hoch. Segeln im Strom mit Uhr und Tidenkalender war für uns eine Uraufführung. Unterwegs ankerten wir in einem Seitenarm der genügend tief war und wo wir der Berufsschifffahrt nicht im Weg waren. So kamen wir bei Tageslicht in Sevilla an und mussten nicht nachts nach einem Liegeplatz suchen.
Die Stadt ist wunderschön und man liegt mittendrin. Die Lagerhäuser und Anlegestellen sind vor der Brücke und so kommt selten mal ein Berufsschiff in die Stadt. Wir lagen aber vor der Brücke bei den Hafenschleppern längsseits. Dort lag man auch gut und vor allem umsonst. Wir haben einige Tage die Stadt besichtigt und sind dann den Fluss wieder hinuntergesegelt.
In Villa Real de San Antonio im Grenzfluss Rio Guadiana haben wir dann nach Portugal einklariert. Sehr umständlich und zeitraubend. Daran hat sich nichts geändert. Als ich 19 Jahre später auf den Azoren einklarierte war es noch genau das gleiche.
Die Algarve war für uns ein ganz neues Segeln mit all den Flüssen und Lagunen und rund 2,5 m Tidenhub. Da hatten wir endlich Verwendung für den Hubkiel und haben das Schiff auch öfter trockenfallen lassen, nicht nur um den Anstrich zu erneuern. Dabei stellten wir fest dass es immer gerade stand wenn wir im 90 Grad Winkel aufs Ufer steuerte. Dies stimmte dann auch in Brasilien und Französisch Guyana.
Vor den Mündungen der Flüsse und Lagunen hat es immer ein Barre über die man nur bei Hochwasser drüberkommt. Da ist es dann oft so dass aus einem kleinen Törn ein größerer wird weil man am nächsten Platz warten muss bis wieder Hochwasser ist. So dauert ein Törn dann statt z.B. 3 Stunden eben 12 Stunden. Das ist manchmal dumm.
Von Faro aus fuhr dann meine Frau Anfang November wieder mal mit dem Europa Bus nach Deutschland. Ich klapperte so lange alle Häfen und Lagunen der Algarve ab, arbeitete am Schiff und schaute die Umgebung mit dem Motorrad an. Das Motorrad verkaufte ich Lagos dann an einen englischen Segler. Mir wäre es dann in der Karibik doch nur geklaut worden. In Lagos gab es damals 1985-86 nur einen Fischerhafen wo auch ein paar Yachten lagen, alle unbewohnt.
Das Winterwetter ist an der Algarve sehr angenehm. Wirkliche Stürme gibt es fast nie und Dauerregen auch selten. Fisch und Lebensmittel waren billig und Muscheln konnte man überall sammeln. Aber es war halt, vor allem im Gegensatz, zu Spanien sehr langweilig.
Geklaut haben die Portugiesen aber wie die Raben. In Lagos lernte ich einen Engländer kennen der dort eine Yacht liegen hatte. Dazu hatte er noch ein Haus auf der Serra de Monchique. Dem habe sie mal als er eine Segelreise machte das halbe Haus geklaut. Nicht nur Fernseher und so, nein auch Fenster und Türen sowie die Sanitäreinrichtung. Einige Jahre später haben sie mir am Auto mit einem Nagel ein Loch in den Tank geschlagen und das Benzin geklaut. Sowie das Auto mehrmals aufgebrochen obwohl es ein Schrottauto war und Handschuhfach und Kofferraum immer offen und einsehbar war. Dafür gab es aber keine Gewaltkriminalität wie Überfälle und so.
Im März starb mein Vater und ich fuhr mit dem Zug zur Beerdigung. Zurück kam ich dann zusammen mit meiner Frau mit dem Europabus. Dies dauerte ab Zürich so rund 48 Stunden. Ich fand das aber immer noch angenehmer als eine Flugreise mit 10 Stunden wie z. Beispiel in die Karibik. Denn alle 2 Stunden gab es eine Pause und man konnte sich die Beine vertreten oder ein Bier trinken. Vor allem sah man unterwegs etwas.
Die ganzen letzten Jahre hatte sich der Zustand der Hüften meiner Frau kontinuierlich verschlechtert. Wir beschlossen deshalb den Sommer auf den Kanaren zu verbringen, dann aber nach Portugal zurückzusegeln und im Winter mit den Operationen zu starten.
So verbrachten wir noch einen Monat in Portugal und Spanien. Dabei segelten, und motorten, wir auch den Rio Guadiana hoch. Er ist bis Pomarao so etwa 100 km mit einer Yacht befahrbar. Landschaftlich sehr schön und die kleinen Ortschaften noch (damals) ganz ursprünglich. Man brauchte sogar eine Erlaubnis zum befahren, sogar von den sonst sehr großzügigen Spaniern.
San Lucar war damals der einzige Ort auf spanischer Seite mit Anschluss an das Straßennetz. Dort gab es in der Tienda gegenüber der Kaserne der Guardia Civil den besten Wein an den ich mich erinnern kann. Das Glas zu 8 Peseten.
Im Winter ist die Gegend allerdings kalt. In der Karibik traf ich später eine deutsche Yacht die dort überwinterte und furchtbar gefroren hatte.
Wir aber verließen Mitte Mai den Fluss der uns auf der Barre mit 6 Kn Strömung hinaus gen Kanaren spülte. Dort kamen wir nach 7 Tagen mehr oder weniger ereignisloser Segelei auf der Insel La Graciosa, nördlich Lanzarote an. Die Durchfahrt zwischen den Inseln ist nicht allzu breit so dass sie sich als Ankerplatz eignet. Als wir abends ankamen brachten wir vorsichtshalber 2 Anker aus denn ich dachte dass wir wahrscheinlich sehr fest schlafen würden.
Am anderen Morgen klarten wir das Schiff auf und erledigten die immer anfallenden kleinen Reparaturen. Meine Frau wollte immer schon an Land. Ich wollte aber noch zuvor das Pump-WC reparieren bevor ich das Dinhy aufpumpte. Da fing es plötzlich an, aus dem nichts, ganz übel vom Steilufer und Lanzerote an herunterzublasen. Beide Anker hielten nicht und wir trieben auf Legerwall. Den Hauptanker mit Kette konnten wir noch einholen. Das Tau des Zweitankers mussten wir kappen und einen Fender daran binden. Dann kamen wir gerade noch mit nur ein paar leichten Aufsetzern von der Küste frei. Wir fuhren dann raus auf die Ostseite der Inseln und hatten dabei unter nacktem Mast 45 Grad Schräglage. Draußen war der Wind dann weg. Nach einiger Zeit trauten wir uns dann wieder zurück denn wir wollten ja unseren Anker bergen. Aber es blies immer noch in gleicher Stärke. So warteten wir noch einige Stunden ab bis es sich beruhigt hatte. So nahe einer Strandung war ich vorher und nachher nie gewesen. Später erfuhren wir dann dass es diesen Fallwind nur jedes Jahr 2x gibt, im Frühjahr und Herbst. Also Glück im Pech gehabt.
Generell sind die Kanaren im Sommer ein ziemlich hartes Revier, vor allem was die Fallböen an den Ankerplätzen anbelangt. So ankerten wir einige Zeit später auf Fuertaventura in der im Bau befindlichen Marina von Morro Jable. Da waren erst die Wellenbrecher fertig und sonst noch nichts. Auch da zog es plötzlich so von dem dahinterliegenden Berg herunter dass ich gleich 2 Landleinen an herumstehenden Baumaschinen festmachte.
Wir segelten dann nach Gran Canaria und machten in der Marina von Las Palmas fest. Da konnte man dann das Schiff alleine liegen lassen um die Insel zu erkunden. Dies machten wir ausgiebig dank des exzellenten Busnetzes. Ich habe auch ganz Gran Canaria in mehreren Tagen durchwandert. Von Maspalomas im Süden bis nach Arucas im Norden. Richtig urig mit Rucksack und Schlafsack. Geschlafen habe ich im Freien, meist im Wald. Man konnte sich auf den Strassen der Autofahrer die einen mitnehmen wollten kaum erwehren. So selten war damals ein Wanderer in den Bergen.
Auf Gran Canaria waren wir mit dem Schiff nur in der Marina von Las Palmas.
Nach drei Wochen ging es dann um die Nordspitze von Gran Canaria nach Teneriffa.