Griechenland und Türkei bis Bodrum

 

Nach 3 Monaten dann kamen wir wieder in Brindisi auf dem Schiff an. Arthur hatte gut darauf aufgepasst, so war alles in Ordnung. Auf der Fahrt in unserem Einweg Audi saßen wir etwas unbequem. Selbst der Platz den die Sitzfedern zum durchfedern benötigten war noch mit Konserven gefüllt.

Sabine hatte mittlerweile ihre Schule beendet und fuhr nun ganz mit. Das Haus war vermietet also konnte es jetzt richtig losgehen. Als wir unseren Audi nicht mehr benötigten verschenkten wir ihn an einen Fischer den Arthur mittlerweile kennen gelernt hatte. Papiere und Nummernschilder wurden nach Deutschland geschickt und eine Nachbarin meldete ihn dort ab. So hatte alles seine Ordnung. Ucco, so hieß der Fischer, revanchierte sich mit einer Ladung Melonen. In Griechenland wo wir sie verzehrten waren sie so teuer dass wir da bestimmt den Gegenwert des Autos in Deutschland aufaßen.

Aber zuvor segelten wir noch für einen Monat zusammen mit Sabine nach Yugoslawien. Aus meiner Sicht hätte ich es lieber bleiben lassen sollen. Ich habe dort nur schöne Erinnerungen zerstört.

Als wir zur Reise nach Dubrownik auslaufen wollten war das Unterwasserschiff sehr bewachsen. Ich habe bis dahin nie geglaubt dass eine Segelyacht deswegen manövrierunfähig werden könnte. Aber nach 4 Monaten Liegezeit in Brindisi war es so. Unter Maschine lief sie mit Vollgas kaum noch einen Knoten, normalerweise sind das fast 8! Also haben wir im Vorhafen geankert und erst mal das Unterwasserschiff geputzt.

Zurück in Brindisi, damals fast so was wie ein Heimathafen, nahmen wir Gäste auf. Mit denen segelten wir nach Korfu das wir umrundeten. Dabei übernachteten wir in einer kleinen Bucht bei Agios Georgios an der Westküste. Unsere Gäste waren dort mal in einem Landurlaub gewesen. Nachts kam dann, wie so oft, ein Gewitter auf. Die Bucht war recht gut geschützt nur ein kleiner Durchlass war offen. Ausgerechnet daher kam dann der Wind. Wir ließen also den Motor warmlaufen für den Fall dass.

Das Gewitter war bald vorbei, nur kam jetzt der Schwell rein. Wir gingen noch eine Weile Ankerwache und waren eben im Begriff alle zu Bett zu gehen. Nur Sabine und ich waren noch auf als es knallte und das Schiff zu treiben begann. Sabine hechtete nach vorn und wir gingen ankerauf. Nur dass wir keinen Anker mehr hatten. Die Mistkette war zum 2.x gerissen. Wir kamen aber gut frei und segelten draußen auf und ab um bei Tageslicht unseren Anker wieder zu holen. Da es aber immer noch stürmte liefen wir nach Paleokastriza und holten den Anker erst einen Tag später. Ab da ankerte ich, zumindest mit der Kette, nie mehr ohne einen Taustropp als Schockabsorber. Die Kette riss auch nie mehr bis ich sie 2 Jahre später durch eine dickere, 3/8" = 9,5 mm, ersetzte.

In der Nacht starb bei unseren Gästen der Traum von einer eigenen Segelyacht. Als es etwas härter wurde und sie auch noch seekrank waren wollten sie keine mehr.

Als sie wieder heim mussten ging es zum Peloponnes. Am Westfinger unten liegt die Insel Sapientza. Darauf der damals schon über 100 Jahre alte Leuchtturm. Der war ein wahres Schmuckstück der Mechanik. Betrieben wurde die Lampe mit Petroleum, der Drehmechanismus mit einem großen Gewicht. So musste Nico der Leuchtturmwärter jeden Tag Petroleum in den Brenntank füllen und diesen von Hand aufpumpen und 2x jede Nacht das Gewicht die rund 20 m Turmhöhe hinaufkurbeln. Dabei hatte er aber immer noch Zeit zum fischen. Das machte er mit einem kleinen Holzboot mit Außenborder. Den steuerte er stehend mit den Knien. In der einen Hand hielt er einen Speer, in der anderen eine Petroleum Drucklampe. Er fing immer so viel dass er noch etwas an die Yachten zu verschenken hatte die gerade dort waren.

Aber irgendwann ging es trotz des vielen Fisches weiter um den Peloponnes.

Den haben wir auf den 3. Anlauf gerundet. Zweimal mussten wir abbrechen und nach Gythion zurückkehren weil der Wind zu stark war. Aber in der Ägäis dann erwischten wir einen milden Scirocco mit dem wir quer durch bis zur Insel Chios kamen. Wenn der richtige Wind kam so musste man ihn nutzen. Planung hin und Touristenziele her. Dort hielt es uns aber nur wenige Tage denn die Türkei lockte. So klarierten wir denn auch bald in Cesme ein, das genau gegenüber liegt.

Wir wollten in Kusadasi überwintern und es war schon Anfang November. Auf dem Weg dahin steckten wir unsere Nase in jede Ankerbucht oder Hafen den es gab.

So kamen wir auch nach Sigacik. Dort wollten wir eigentlich nur Wasser fassen und Brot kaufen. Blieben dann aber fast 2 Monate.

Der Ort war eigentlich nur ein Dorf. Aber es hatte einen guten und relativ neuen Fischerhafen. Außer uns lag nur noch eine kanadische Yacht dort. Diese gehörte einem Flieger eines amerikanischen Stützpunktes in der Nähe. Mit Sükrü, der auf dieser Yacht nach dem Rechten, sah freundeten wir uns an. Sein Vater war der reichste Mann im Umkreis. Ihm gehörte eine ganze Halbinsel auf der seine Schafe weideten. Ein Fischerboot, ein Busunternehmen und Wohnblocks in Izmir.

Sükrü der im Sommer einen Touristenbus fuhr hatte im Winter jede Menge Zeit. So waren wir dauernd zusammen unterwegs. Zum Fischen, zum Jagen, um entlaufene Pferde einzufangen und was auch immer. Ich musste sogar noch reiten lernen, war aber nie gut darin. Auch den Jahreswechsel 1983-84 verbrachten wir dort. Als wir dann weiterzogen nach Kusadasi warnten uns alle dass man dort sogar für Obst und Gemüse bezahlen müsste. Aber irgendwann rissen wir uns doch los. Nicht zuletzt weil wir Kusadasi allen als Postadresse angegeben hatten. Einmal fuhren meine Frauen mit dem Bus hin um die Post abzuholen. Das war zwar nicht teuer, dauerte aber den ganzen Tag.

In Kusadasi wussten wir dann sofort dass wir nicht lange bleiben würden. Es war eine seelenlose Marina voll geparkter Yachten auf denen jetzt im Februar niemand war. Nichts funktionierte, mal kein Wasser, mal kein Strom. Als dann eines Nachts auch noch die Boje riss an der Bug fest war reichte es uns und wir gingen. Dadurch dass die Türken in den Marinas keinen Winterrabatt gaben waren sie im Mittelmeer Vergleich viel zu teuer.

Aber vorher besichtigten wir noch die Ruinen von Effesus und was es sonst noch in der Umgebung so zu sehen gab. Auch eine ziemlich wilde Wildschweinjagd wurde uns dort geboten. Von einem lokalen Militärhäuptling und mit Nato Schnellfeuergewehren. Ein Wildschwein geschossen haben wir aber weder dort noch bei anderen Jagden.

Es ging dann weiter von Bucht zu Bucht nach Bodrum wo unsere Freunde lagen. Genauer zuerst nach Torbali einem kleinen Hafen an der von Bodrum abgewandten Nordseite der Halbinsel. Dort lag man umsonst und auch viel ruhiger als damals in Bodrum. Bevor später am Wellenbrecher etwas geändert wurde lief bei Scirocco der Schwell direkt in die Marina und man konnte oft tagelang nicht an Land.

Mit dem Garelli oder den Dolmus Sammeltaxis waren die 10 km kein Problem. Aber irgendwann waren unsere 3 Monate wieder mal um und wir mussten mit dem Schiff doch nach Bodrum um nach Griechenland auszureisen. Dort kaufte man dann immer alles ein was es in der Türkei nicht gab oder was zu teuer war. Wir waren in der Türkei immer mit dem Reisepass und in Griechenland mit dem Personalausweis gleichzeitig einklariert. So konnte man den logischen Weg segeln und musste nicht immer wieder zu einem Einreisehafen segeln. Was doch recht lästig war. Vor allem bei dem im Sommer dominierenden Nordwind.

Aber zum Sommer war es noch weit. Zur Zeit regnete und stürmte es noch viel und kalt war es auch. Wir waren mittlerweile in Yedi Adalari, einer Gruppe aus 7 Inseln die einen Ankerplatz am Festland besten schützten. Man war dort total von aller Zivilisation entfernt. Wir waren 3 deutsche Yachten und haben uns dort ganz bequem eingerichtet. Bei Kemal-Baba, dem Bauern in der Bucht, gab es einiges zu kaufen. Wie Milch, Yoghurt, Eier, Käse, Honig und Olivenöl. Fische gab es genug und alle 4 Wochen segelte halt eine Yacht die rund 40 SM nach Bodrum zum Einkauf für alle. Später waren wir so gut etabliert dass uns die Fischer die gelegentlich zum übernachten kamen bei ihrem nächsten Besuch die bestellten Lebensmittel brachten.

Selbst mit Flaschen tauchen konnten wir, was streng verboten war. Bei meinem Kompressor hatten die Zöllner nur den Startergriff verplombt. Horst von der "Rumbalotte" hatte den gleichen. Dem haben sie nur den eigentlichen Kompressor verplombt. Da es die gleichen waren hatten wir schnell daraus einen unverplombten gemacht.

Wann die Küstenwache wieder kam wusste immer Sabine. Der haben es immer die gelangweilten Soldaten gesagt. Die Offiziere machten immer ein Geheimnis daraus.

Dazwischen gab es die wie üblich erfolglosen Wildschweinjagden. Sabine und ich waren nachts oft, nach Nicos Vorbild, mit Dinghy Lampe und Spieß unterwegs. Vor allem Polpos, Kraken, waren meist unsere Beute. Diese trockneten wir nach griechischem Vorbild auf der Wäscheleine. Kurz es wurde uns nie langweilig. Am Ufer brannte unter einer Plane fast immer ein Feuer. Darin räucherten wir vorwiegend Muränen.

So lebten wir einige Monate solange es kalt war und viel regnete. Schnee sahen wir aber nur an klaren Tagen mit dem Fernglas auf den Bergen. Bei einer unserer Einkaufsfahrten nach Bodrum hat es uns voll erwischt. Wir ankerten in der Gümbet Bucht, direkt westlich Bodrum. Die war besser gegen den Schwell geschützt als der Hafen. Der Scirocco stürmte sehr heftig. Dazu kam der Düseneffekt. Der Wind kam eingeengt zwischen hohen Bergen am Festland und genau so hohen der Insel Kara-Ada. Dann ein Hügel quer und dahinter wir.

Wir hatten alle 3 Anker draußen und pflügten im 3 Stunden Rhythmus durch die Bucht. Dann alles wieder eingeholt und nach Luv motort. Nachdem wir das Spiel einen Tag mitspielten machten wir uns mit einer Landleine am einzigen Baum fest der da wuchs. Dazu mussten wir alle Taue zusammenbinden die wir hatten denn es hingen schon ein paar Fischerboote an dem Baum. Bei der Aktion ließ der Sturm unser Beiboot samt Außenborder wie einen Drachen fliegen. Unnötigerweise ließ er es kieloben wieder landen. So musste ich auch noch den Motor zerlegen.

Heute weiß ich dass das eine ganz lokale Sache war und wir am besten sofort ausgelaufen wären. Aber damals fehlte es halt noch an Erfahrung.