Sizilien

 

Nach einer ereignislosen Nachtfahrt, und oh Wunder alles unter Segel, kamen wir in Tràpani an und klarierten ein. Wir hielten uns aber nicht lange dort auf denn die Osterferien waren nahe und von Palermo wussten wir nicht viel. Damals konnte man Telefongespräche mit dem Ausland nur von den Büros der Telefonica aus führen. Natürlich auch von Hotels und ähnlichem, aber das hätte die an sich schon hohen Kosten noch verdoppelt. Man musste sich also schon ein wenig auskennen bevor man ein Treffen ausmachte.

So hielten wir uns auch an der Nordküste Siziliens nicht lange auf und segelten mit nur einem Stop in Cabo S. Vito nach Palermo. Wie üblich kamen wir natürlich nachts dort an. Von Palermo wussten wir nur dass es einen Hafen hatte. Da uns auch alle abgeraten hatten es mit der Yacht zu besuchen hatten wir keinerlei Hafenpläne und so.

Dazu war wieder mal Sturm angesagt so wollten wir auch nicht auf das Tageslicht warten bevor wir einliefen. Zum Glück haben die Yachten ja Masten die über die Molen sichtbar sind, so findet man das Becken in dem man nicht sofort wieder rausfliegt.

Wir waren also mit großem Gefunzel unseres Halogenscheinwerfers auf der Suche nach einem Liegeplatz. Gefunzel um nicht in irgendwelche Hindernisse zu laufen, alles zwischen einer Leine und einem frisch untergegangen Schiff ist da ja denkbar. Plötzlich ertönte von Land ein Ruf " Kriemhilde und Heinz seid ihr das ?" . Gefolgt von " hier gibt es nur zwei Liegeplätze umsonst, einen habe ich und er zweite ist dort drüben". Es war Marc Albert der gerade von einem Kneipenbummel zurückkehrte.

So kam ich zu meinem Gratisplatz an der Esso Tankstelle. Es wurde dann zwar zum Tanken etwas eng. Aber selbst die Polizei die alle paar Tage hier tankte, hatte nichts dagegen.  

Am anderen Tag trafen wir auch den Franzosen aus Porto Farina hier an. Der wollte eigentlich noch länger in Tunesien bleiben aber es war ihm nicht möglich seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Am Ort gab es keine Behörden, in Tunis schickten Sie ihn nach Sousse und umgekehrt. Was jedes Mal ein Tag mit dem Bus war.

So ist er dann halt mal irgendwann illegal ausgereist. Das gibt es öfter mal, verlängern geht nicht weil irgendwelche Behörden zu faul oder zu dumm sind. Bei der nächsten Kontrolle ist dann aber der Yachtie der Dumme. Das war dann in der Karibik stellenweise ganz schlimm. Es gibt nur etwas was schlimmer als ein Beamter ist, das ist ein schwarzer Beamter.

Im allgemeinen hielt ich die Vorschriften immer ein wenn es einem auch oft schwer gemacht wird. So zum Beispiel in Belize. Dort muss man jeden Monat bei der Immigration das Visum und beim Zoll das Cruising Permit verlängern lassen. An sich ist das häufig so nur hat es dort im Hauptsegelgebiet des Barriereriffs im einen Ort nur die eine oder andere Behörde. Und z. B. in Dangriga, wo es nur die Immigration gibt, liegt die Yacht ungeschützt auf der Reede im Passat solange man endlos in irgendwelchen Amtsstuben wartet.

In Kuba bin ich auch immer noch einklariert weil dort der Port of Entry in Manzanillo plötzlich geschlossen wurde. Dort wollte ich am letzten Tage meines legalen Aufenthaltes ausklarieren. Der nächste Hafen wäre dann Santiago de Cuba gewesen, mit der Yacht 4-5 Tage, und dessen Behörden waren berüchtigt. Was man natürlich bei der Nähe zu dem von den USA besetzten Guantanamo auch wieder verstehen kann.

Doch zurück nach Palermo. Seit dort hörte ich nie mehr viel auf so Empfehlungen wie: dort ist es unsicher, die Leute sind unfreundlich, man wird überall betrogen usw. Ich bin selber hingegangen und habe mir ein Bild gemacht. Mal stimmte es, meist nicht.

So hatten wir in unserem ganzen rund 4 monateigen Aufenthalt in Palermo nie die geringsten Probleme. Im Gegenteil, die Sizilianer sind noch hilfsbereiter und netter als die Festland Italiener. Wenn man dann noch etwas die Schönheit ihrer Heimat lobt, wobei niemand heucheln muss, hat man nur Freunde.

Das Hafenbecken mit den Yachten und Fischerbooten lag genau vor dem Zentrum der Altstadt, war aber durch eine 6 spurige Strasse davon getrennt. Nun waren wir nach 3 Monaten Tunesien den Autoverkehr gar nicht mehr gewöhnt. Einen Fußgängerüberweg gab es nicht und wir getrauten uns nicht die vielbefahren Strasse zu überqueren.

Bis uns ein Fischer zeigte wie man das macht. Man hebt die Hand und läuft zu und jeder Italiener bremst oder hält. Später lernten wir dann noch auf die Nummernschilder zu schauen denn die Touristen schauten mehr auf den Hafen als auf die Strasse.

Im Hafen freundeten wir uns mit Guiseppe an, dem Eigner von einem Fischkutter. Er war uns die ganze Zeit ein guter Freund. So hatten wir eine Postadresse und ein Auto wann immer wir es brauchten sowie Fisch satt und "vino de la Casa". Was immer wir für das Schiff brauchten Guiseppe brachte es zum halben Preis als wenn wir es selber kauften. Er bestritt zwar immer zur Mafia zu gehören aber für den kleinen Fischkutter, der noch dazu selten ausfuhr, lebte er eigentlich zu gut.

Sabine sollte eigentlich wieder mit dem Zug bis Genua und von dort mit der Fähre kommen. Aber Dieter ein Freund, Nachbar und Besitzer der Pferde die sie ritt entschloss sich spontan,  mitzukommen.

Nur hat er sich die Landkarte nicht angesehen und sich so um rund 1000 km verhauen. So reichte ihm das Geld nicht mehr für die Autostrada und kaum noch für den Diesel. Aber immerhin sie kamen an wenn auch verspätet.

Zusammen segelten, oder besser gesagt motorten, wir zu den Liparischen Inseln. Auf Vulcano kletterten wir auf den Vulkankrater und setzten uns in den heißen Schwefelschlamm. Drei Jahre später saß ich dort einen Monat und kurierte meine Bandscheiben.

Wir klapperten noch alle Inseln und Ankerplätze ob bevor wir wieder zurück nach Palermo segelten.

Meine Frau fuhr mit zurück um in Deutschland einiges zu erledigen und dehnte den Aufenthalt dann gleich auf 3 Monate aus.

Da ich nicht so lange in Palermo herumhängen wollte machte ich meine ersten Versuche im Einhandsegeln und besuchte die Ägidischen Inseln an der Westecke von Sizilien sowie einige Häfen an der Nordseite die ich noch nicht genügend erforscht hatte.

So machte ich von dem Hafen Capo San Vito aus eine ganztägige Motorradtour. Die sollte mich zuerst nach Westen bis Trapani und dann durch das Landesinnere zurückbringen. Ich kam auch soweit an den Hafen heran dass ich mein Schiff schon sehen konnte. Aber die letzten 5 km der Strasse waren noch nicht gebaut. Trotz aller Versuche, auch im Gelände war es unmöglich. Seither misstraue ich neuen Straßenkarten!

So musste ich die ganze Strecke wieder zurückfahren. Und das meiste im stehen weil ich nicht mehr sitzen konnte. Aber irgendwann in der Nacht war ich dann zu Hause.