Wie alles so anfing



Mit 6 oder 7 Jahren kam ich einige Zeit in den Besitz eines Flugzeug-Zusatztankes. Dieser war von jemand durch hineinhacken eines Sitzloches in eine Art Kajak umfunktioniert worden. Ab da hat für mich nur noch das Wasser gezählt.

Später kam dann ein Faltboot. Klepper war leider zu teuer, denn natürlich gehörte auch ein Auto dazu. So war es halt eben ein gebrauchtes namenloses aus der DDR.

Als dann später am Bodensee das paddeln zu langweilig wurde kam eine Besegelung drauf. Meine Braut, und spätere Begleiterin auf allen Reisen, konnte nicht nähen so hat halt ihre Mutter aus einem neuen Aussteuer Leintuch das erste Segel genäht. Als guter schwäbischer Hausfrau muss ihr dabei das Herz geblutet haben !

Diese Besegelung hat sich recht gut bewährt. Nicht nur am Bodensee sondern auch in Norwegen am Nordkap und auf diversen finnischen Seen.

Das war natürlich nur der Anfang. Als nächstes kam, auch zum zusammenfalten, eine Jolle ebenfalls aus der DDR. An die konnte man dann schon einen kleinen Außenbordmotor dranhängen. Für die Nacht hatte man ein Faltverdeck so dass man, auf einer Luftmatratze, auch drin schlafen konnte. Auch damit machten wir viele Fahrten wie Donau runter, Westschwedischer Schärengarten, Yugoslawien etc.

Damals war es ja nicht schwer einen Arbeitsplatz zu finden, vor allem nicht als Mechaniker. Wenn man sich dahinter klemmte und ernsthaft eine Arbeit suchte so hatte man binnen eines Tages eine gefunden. Und konnte am nächsten Tag anfangen. Bei den 2 Wochen Urlaub die es damals, Ende der 5o er Jahre, gab war dies das fast die einzige Möglichkeit größere Reisen zu machen. So machten wir zusätzlich zu den Wochenendfahrten an den Bodensee jedes Jahr Reisen in den o.a. Revieren.

Auf die Idee eine richtige seegehende Yacht zu kaufen brachten mich die immer schon streikfreudigen Franzosen. In einem Jahr, es muss so gegen 1962 gewesen sein, wollten wir entweder mit Auto und Boot nach Sardinien, oder nur mit dem Motorroller nach Korsika. Mit dem Auto nach Korsika überschritt unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem. Wir entschieden uns für Korsika und fuhren mit der Vespa nach Nizza. Unterwegs hatten wir etwas Ärger mit der französischen Polizei. Die wollten damals schon Sturzhelme die wir nicht hatten. Aber mit dem Argument dass wir ja deutsche Köpfe hätten und in Deutschland, noch, kein Sturzhelmzwang bestünde ließen sie uns immer wieder weiter fahren. Als wir nach Nizza kamen war die Fähre schon da und viele Leute. Irgendwann bekamen auch wir mit dass diese keine Tickets kaufen wollten sondern ihr Geld zurückforderten. Wir warteten ein paar Tage aber der Streik endete nicht. Also fuhren wir mit der Vespa, immerhin die schnellere GS Version, dem Mittelmeer entlang nach Civitavecchia. Von dort ging die billigste Fähre nach Olbia auf Sardinien. Von dem späteren Yachtsportzentrum Porto Cervo waren gerade die ersten Straßenbauarbeiten zu sehen. So saßen wir dann auf Capo Testa, der nördlichsten Spitze von Sardinien und sahen nach Korsika rüber. Eine Fährverbindung gab es damals noch nicht.

Da wurde mir dann klar dass ich ein Schiff brauchte mit dem ich nicht nur der Küste entlang skippern konnte sondern auch mal 2-3 Tage über das offene Wasser. Inzwischen schulte ich auch um als Großhandels Papierkaufmann. Für eine richtige Traileryacht mit Anhänger und entsprechendem Zugwagen verdiente man als Mechaniker einfach zu wenig und die Arbeitszeiten waren zu unflexibel. Geheiratet hatten wir mittlerweile auch. Wir sparten jede Mark und ein Jahr später bekam ich einen Bausparvertrag mit 6.000 DM heraus.

Eine gebrauchte Yacht zu kaufen war damals gar nicht so einfach. Vor allem wenn sie nicht nur billig sondern auch noch leicht sein musste. Daran sich extra einen Lastwagen oder einen Landrover als Zugfahrzeug zu halten war nicht zu denken. Und obwohl der Liter Benzin so bei .5o DM lag wurde sehr auf den Verbrauch geachtet. Ich würde fast sagen mehr als heute trotz der heutigen Spritpreise. Der Mercedes 190 D hatte 1200 kg zulässige Anhängelast. Da gingen dann noch rund 400 kg für den Anhänger ab also war die Auswahl nicht sehr groß Vollholzyachten wie die 15 er Jollenkreuzer u.ä. waren alle zu schwer. Ebenso ein Einbaumotor.

In der "Yacht" der damals einzigen Seglerzeitung waren meist nicht mehr als 2-3 Anzeigen von Gebrauchtbooten die in Frage kamen. Dazu kam dass die "Yacht" hier in Süddeutschland 1-2 Tage später ausgeliefert wurde. So waren diese meisten schon verkauft bis ich anrief. Schließlich hatte ich Glück und konnte einen 6,5 m Sperrholzkreuzer in Frankfurt kaufen. Eine "Patrizia" von der Prechtl Werft in Wasserburg am Bodensee. Dort konnte ich mir auch einen passenden Anhänger leihen um sie an den Bodensee zu holen.

Damals brauchte man ja nur ein Schiff und einige mit Beton gefüllten Eimer als Boje und man war dabei. Den ersten Sommer übten wir fleißig am Bodensee um mit dem Schiffchen vertraut zu werden. Wenn die Sturmwarnung ein Gewitter anzeigte liefen wir extra aus um auch Starkwind und Sturmerfahrungen zu sammeln. Denn mir war durchaus klar dass es in Yugoslawien keinen Rettungsdienst wie an Nord und Ostsee geben würde. Nebenbei schweißte ich mir einen Anhänger zusammen der auch auf Anhieb den Segen des TÜV bekam. So stand für das nächste Jahr einer Reise in die jugoslawischen Inselwelt, den Kornaten, nichts entgegen.